“Arbeiter im Weinberg
des Herrn“. So nannte sich der neue Papst unmittelbar nach seiner Wahl in seiner ersten
Ansprache von der Loggia des Petersdoms, und er kokettiert gerne damit, dass er ja
mit Taufnamen Joseph heißt – wie der Zimmermann aus Nazareth, der der Patron der Arbeiter
ist. Arbeiten gehört für den Theologen-Papst „zum ursprünglichen Zustand des Menschen“:
Als Gott den Menschen schuf, „lud er ihn ein, den Ackerboden zu bestellen“, gab ihm
also gleich Arbeit. Arbeit ist darum nicht nur wichtig „für die Verwirklichung des
Menschen und für die Entwicklung der Gesellschaft“, sondern hat sogar „im göttlichen
Plan“ einen hohen Wert und gehört „vollberechtigt zur anthropologischen Frage“, also
zum Wesen des Menschseins. Das heißt im Umkehrschluss: Wer vom Arbeitskreislauf abgeschnitten
ist, z.B. als Arbeitsloser, erleidet einen schweren Schaden, der an seine tiefsten
Dimensionen rührt.
Der Papst mahnt allerdings, der Mensch dürfe sich von der
Arbeit nicht versklaven lassen und sie auch „nicht zum Götzen“ machen, „indem er meint,
in ihr den letzten ... Sinn des Lebens zu finden“. Maßstab für die Würde der Arbeit
ist der Mensch. Der Ruhetag ist dazu da, dass der Mensch „den Sinn seines Daseins
und auch der Arbeit besser versteht“, und darum ist die Forderung, dass der Sonntag
„nicht den Werktagen gleichgemacht werde, ... eine Entscheidung zugunsten der Zivilisation.“
Benedikt betont, dass die Arbeit „dem wahren Wohl der Menschheit dienen“ soll
und dass darum Qualifikation oder das Herstellen von Gerechtigkeit in der Arbeitswelt
nicht alles ist; vielmehr ist der Mensch ja „Subjekt und Protagonist der Arbeit“ und
muss die Gelegenheit bekommen, sich durch seine Arbeit „zu heiligen“. Es geht darum,
„in jedem Arbeitsbereich die Liebe Christi zu bezeugen, die Quelle wahrer Solidarität“
ist. In diesem Sinne spricht der Papst von einem richtiggehenden „Evangelium der Arbeit“,
eine Formulierung, die er von seinem Vorgänger Johannes Paul übernimmt. Ansonsten
betont Benedikt XVI. den „Vorrang des Menschen gegenüber der Arbeit, der Arbeit gegenüber
dem Kapital, der Bestimmung der Güter für alle gegenüber dem Recht auf Privatbesitz“.
Messe, 19.3.06; an Arbeiterverbände, 27.1.06; Regina Coeli, 1.5.05
(aus:
S. Kempis, "Benedikt XVI. - Das Lexikon", Leipzig. Erscheint im Herbst 2007)
In
unserem Audio-Angebot: Papst Benedikt auf deutsch zum Thema Arbeit. Und: Ein ausführliches
Audio-Dossier darüber, was der Papst über Arbeit denkt, über soziale Gerechtigkeit,
Globalisierung und Kapitalismus...