2007-04-30 16:53:15

D: Schockenhoff, RAF nicht verherrlichen


RealAudioMP3 Die RAF ist zurück in den Schlagzeilen. Erst die vorzeitige Freilassung von Brigitte Mohnhaupt, dann die Debatte um Begnadigung für Christian Klar. Die bundesdeutsche Gesellschaft debattiert seit Wochen über die Ereignisse des deutschen Herbstes und die Lehren daraus.
Wir haben den Ethiker und Moraltheologen Eberhard Schockenhoff gesprochen, Professor in Freiburg im Breisgau. Die Vorzeitige Haftentlassung Brigitte Mohnhaupts „gehe so weit in Ordnung“, sei ein rechtsstaatliches Instrument, so Schockenhoff. Christian Klar werde aber als Ansatzpunkt benutzt, den RAF-Terrorismus und die Reaktion des Rechtsstaates darauf von Grund auf aufzurollen.

„Dabei ist dann der Versuch zu beobachten, die Terroristen, den Terrorismus als ein zwar in den Ausdrucksformen nicht zu begrüßendes aber im Grunde notwendiges Zeichen der Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Rechtsstaates darzustellen und eine Art Parität oder moralischer Gleichberechtigung zwischen dem Terrorismus und dem Rechtsstaat zu konstruieren, und das kann es in keinster Weise geben.“

Kein Verständnis hat Schockenhoff für den Wunsch Klars nach einem Praktikum in einem Berliner Theater:

„Was soll das für einen Sinn haben, wenn nicht den, einem Terroristen ein Forum zu bieten, auf dem er sich darstellen kann, seine Geschichte darstellen kann, seine Gedankenwelt, seine eigene Zukunft sozusagen inszenieren kann, als etwas, das auf der Bühne des Theaters spielt; zwar nicht unmittelbar in der Realität der Politik – insofern ist es wohl glaubwürdig, dass die RAF der Gewalt abgeschworen hat; aber es soll doch dann die ganze Geschichte noch einmal als ein Teil unserer Demokratie inszeniert werden, der zu uns gehört und der notwendig auch eine höhere Qualität des Rechtsstaates gewährleisten soll.“

Die RAF-Attentate dürften nicht als „notwendige Reaktion auf den kapitalistischen bürgerlichen Staat“ erklärt werden. Es handle sich um erklärte Feinde und ideologische Gegner der Demokratie.

„Das war eine Geschichte des Linksradikalismus, und insofern ist das ein exemplarisches Lehrbeispiel, an das man sich erinnern muss. Sie haben sich ja nicht als gewöhnliche Kriminelle gesehen, deshalb reklamierten sie für sich einen Sonderstatus, eine Art höhere Weihe. Die Tatsache, dass es solche ideologischen Gegner der Demokratie gibt, soll auf einer höheren Ebene noch einmal etwas beitragen zur Lebendigkeit der Demokratie. Das kann nicht sein, und insofern ist die Erinnerung an den Terrorismus natürlich ein bleibender Auftrag, aber eben um die Gefährdungen durch Extremisten von beiden ideologischen Richtungen bewusst zu machen, von rechts und von links.“

(rv 30.04.2007 bp)







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