Papst-Akademie: "UNO zeigt Ermüdungserscheinungen"
Die Päpstliche
Akademie der Sozialwissenschaften wirft den Vereinten Nationen vor, den Herausforderungen
der Globalisierung nicht gewachsen zu sein. Bei UNO-Gremien wie der Weltgesundheitsorganisation,
beim Internationalen Währungsfonds und der Weltbank seien „Anzeichen von Schwäche
und Müdigkeit“ zu erkennen, das erklärte das Expertengremium gestern zum Auftakt seiner
Jahresvollversammlung. Bei dem heute beginnenden Treffen geht es um das Thema Globalisierung
– unter anderem auch unter der Perspektive der Enzyklika „Deus caritas est“ von Benedikt
XVI., sagt die Harvard-Juristin und Präsidentin der Akademie Mary Ann Glendon: „Es
gibt einen Hauptgrund, warum die Katholische Soziallehre sich eingehend mit dem Thema
Globalisierung beschäftigt: Globalisierung ist eine riesige Herausforderung, die Prinzipien
der katholischen Soziallehre anzuwenden. Die neue Situation verlangt eine gute Arbeit
von uns Wissenschaftlern, um das Ziel zu erreichen: Nämlich den Menschen in den Mittelpunkt
zu stellen.“
Der Organisator des Expertentreffens, der argentinische Wirtschaftswissenschaftler
Juan Jose Llach, kritisierte die reichen Nationen für eine schwache Zahlungsmoral
in der Entwicklungshilfe. Die Geberländer kämen bei weitem nicht ihrem Vorsatz nach,
0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungsziele bereitzustellen.
„Es
ist außerdem nicht so einfach wirklich effizient zu helfen. Wenn ich „effizient“ sage,
dann meine ich, dass man wirklich die armen Menschen erreicht und ihren Lebensstandard
hebt. Sie wissen, es gibt sehr viel Bürokratie, manchmal gibt es auch Korruption.
Deswegen ist es eine wichtige Aufgabe – und es geht dabei nicht um eine Erhöhung der
Entwicklungshilfe, sondern darum, dass die Hilfe in effizienterer Weise eingesetzt
wird.“
Die Akademie bemängelte außerdem unproportionierte Güterverteilung
und nicht eingehaltene Versprechungen. Statt eines stärkeren Zusammenwachsens der
Welt zeichne sich ein neuer Nationalismus ab, der sich in Migrationsproblemen und
wirtschaftlichem Protektionismus niederschlage. (rv 27.04.2007 mc)