2007-04-27 14:16:28

Nahost: Friedenslauf gerät am Checkpoint ins Stocken


RealAudioMP3 Zum vierten Mal hat am Mittwoch der Johannes-Paul-II.-Friedenslauf zwischen Bethlehem und Jerusalem stattgefunden. Organisiert wird der Lauf alljährlich vom Vatikanischen Pilgerwerk zusammen mit dem italienischen katholischen Sportzentrum. Die Idee ist, zwischen den beiden biblischen Stätten und ihren Bewohnern eine symbolische Friedensbrücke zu schlagen. Jerusalem und Bethlehem sind ja getrennt durch eine acht Meter hohe Betonmauer, die Israel aufgerichtet hat, um sein Land vor Attentaten zu schützen. Die Einwohner Bethlehems klagen jedoch, dass sie in Sippenhaft genommen und ihrer Stadt in ein großes Freilichtgefängnis verwandelt worden sei. Bei dem Friedenslauf haben sich mit den Italienern auch Palästinenser und Israelis symbolisch auf einen 10 Kilometer langen gemeinsamen Weg gemacht. Gabi Fröhlich hat die Gruppe begleitet.

Friedenslauf 2007 – rund 100 Teilnehmer sind beim Start am Bethlehemer Krippenplatz dabei: Italiener, Palästinenser und einzelne Pilger aus weiteren sieben Nationen – Männer, Frauen und Kinder. Teils gehend, teils joggend geht es auf die Mauer zu, die Bethlehem von Jerusalem trennt. Voran tragen sie eine olympische Fahne und eine Friedensfackel, die Papst Benedikt XVI. gesegnet hat. Am Checkpoint gerät der Lauf ins Stocken. Aber nur kurz. Dann hebt sich die Schranke und der Soldat winkt die Gruppe durch. Ohne jede Passkontrolle.
„Salam/Peace/Shalom“ steht auf den T-Shirts der Läufer. Mit Friedensrufen rennen sie auf eine kleine Gruppe zu, die in dem Checkpointgelände auf sie wartet: Es sind die israelischen Teilnehmer, denen der Besuch im palästinensischen Bethlehem streng verboten ist: Zu groß ist die Angst der israelischen Regierung vor Entführungen ihrer Landsleute in den palästinensischen Gebieten. Aber hier mischen sich die Läufer aus Bethlehem und Israel nun mit den Besuchern in einem großen Knäuel von Hallos und Umarmungen. Rahed aus Bethlehem sagt: „Wir wollen einfach zeigen, dass wir Frieden mit Israel wollen.“ Nicht weit von ihm steht ein junger Mann mit Kippa, Jouny heißt er: „Es ist für den Frieden, da wollte ich dabei sein. Als ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte, habe ich gleich Ja gesagt.“ Rahed und Joni sind bereits zum dritten Mal beim Friedenslauf dabei. Dicke Freunde sind die beiden zwar noch nicht geworden, aber in einem Punkt sind sie sich einig: So wie jetzt kann es nicht weitergehen, zwischen ihren Völkern. Dieser Meinung ist auch der Sekretär des päpstlichen Laienrates, Bischof Josef Clemens. Der Deutsche begleitet die Truppe - allerdings im Auto, nicht rennend: „Es ist etwas schwierig, in Sutane zu laufen! Aber ich freue mich sehr über diese Initiative. Das sind kleine Zeichen, aber ich glaube, dass kleine Zeichen oft auch eine große Wirkung haben. Allein, dass es über diesen Checkpoint geht, das sind doch Botschaften, die viele Menschen verstehen.“
Naiv ist hier niemand. Die Situation im Nahen Osten ist verfahren, eine Lösung weit und breit nicht in Sicht. Höchstes geht es bei dem Friedenslauf um einen kleinen Beitrag zur Veränderung der Mentalität. Salah Tamari, Gouverneur von Bethlehem, drückt es so aus: „Vom Frieden zu träumen ist besser, als Albträume zu haben. Dieser Friedenslauf ist etwas Positives, auch wenn er vielleicht keine unmittelbaren Auswirkungen hat. Ab er eines Tages wird er Auswirkungen haben.“
Nach zweieinhalb Stunden etwa erreicht die Gruppe die Jerusalemer Altstadt. Kurz vor der Klagemauer werden die Läufer von Pfadfindern mit Trommeln und Dudelsäcken begrüßt. „Schau meine Freundin hier an“, sagt eine junge Frau, „wie ihr die Tränen runterkullern – so ist der Einzug: bewegend und wunderschön.“ Bei kühlem Wasser und süßen Datteln sind die meisten sich sicher, dass sie wiederkommen wollen. Der Initiator der Aktion allerdings, Bischof Liberiano Andriatti vom vatikanischen Pilgerwerk, hat einen ganz anderen Wunsch: „Mein Traum ist, dass es bald gar keinen Friedenslauf mehr geben wird! Das würde nämlich heißen, dass wir ihn nicht mehr machen müssen – weil Frieden herrscht, im Heiligen Land.“ Dafür allerdings müsste so etwas wie ein Wunder geschehen. Unterdessen hoffen die Friedensläufer deshalb, dass sich ihrem sportlichen Pilgerweg in den kommenden Jahren immer mehr Menschen aus aller Welt anschließen werden.
(rv 27.04.2007 gf/mg)








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