Nigeria: Kirchen, „in Volk investieren statt in Öl"
Begleitet von Gewaltakten
hat in Nigeria die mit Spannung erwartete Präsidentenwahl begonnen. Die junge Demokratie
in Nigeria entscheidet über einen Nachfolger von Olusegun Obasanjo, der nach zwei
Amtszeiten nicht mehr antreten darf. Die Kirche hatte zu Gewaltverzicht und Legalität
aufgerufen. Die Wahl markiert zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit von Großbritannien
1960 den Übergang von einem gewählten Staatschef zum nächsten. Außerdem sollen die
mehr als 60 Millionen registrierten Wähler über eine Verfassung abstimmen. Wenige
Stunden vor Wahlbeginn war im ölreichen Süden ein lokales Regierungsgebäude angegriffen
worden; in der Hauptstadt vereitelte die Polizei nach eigenen Angaben einen Anschlag
mit einem Tanklaster auf den Sitz der Nationalen Wahlkommission. Beobachter und die
Opposition sprachen von einem breit angelegten Betrug. Die Lage im Land ist angespannt,
erklärt gegenüber Radio Vatikan der Nigeria-Experte und Vizepräsident des Ständigen
Sekretariats für den Friedensnobelpreis, Enzo Curzio: „Die Wahlkampfmethoden
der Opposition und seitens der Regierungspartei sind gewaltsame Methoden, keine demokratischen.
Die politischen Auseinandersetzungen sind sehr stark, und es besteht ein echtes und
andauerndes Risiko, dass sie in einen Bürgerkrieg ausarten.“ Die internationale
Gemeinschaft schaut auf Nigeria. Es ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und
weltweit der siebtgrößte Erdöllieferant. Dennoch ist das Land arm. Der Kombonimissionar
Carmine Curci klagt an: „Eine Region, in der ein Arzt auf 150.000 Einwohner
kommt. Millionen von Menschen leben mit weniger als einem Dollar Tageseinkommen. Wir
sprechen also von einer sehr reichen Region, die auf der anderen Seite sehr arm ist.
Für die Bischöfe Nigerias ist das der Fluch der Rohstoffe. Man muss die multinationalen
Petroleumkonzerne dazu bringen, in die Bevölkerung zu investieren.“ Dazu kommen
die religiösen Konflikte. 50 Prozent der Nigerianer sind Moslems, sie leben vorwiegend
im Norden. 40 Prozent sind Christen, sie leben im Süden. Die katholische Bischofskonferenz
hat zur Teilnahme an den Wahlen aufgerufen. „Die Kirche Nigerias prangert seit
vielen Jahren die nichteingehaltenen Wahlversprechen der Regierung an. Die Kirche
ist bei den Leuten präsent, die Missionare leben mit den Menschen. Nur wer das hautnah
erlebt, hat den Mut und die Kraft, die Stimme zu erheben.“ (rv 21.04.2007 bp)