Die großen Kirchen
haben sich in der Debatte um die Kleinkindbetreuung erneut für eine Wahlmöglichkeit
der Eltern ausgesprochen. Da die Lebensumstände heute vielfältig seien, dürften
Familien „weder offen noch unterschwellig zu einem einheitlichen Modell gedrängt werden,
sondern brauchen Spielräume“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Karl Lehmann, heute zum Auftakt der bundesweiten „Woche für das Leben“ in
Bremen. Die Hannoveraner evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann sprach sich indirekt
für eine Ausweitung der Betreuungsangebote aus. Gegenüber Radio Vatikan plädierte
Käßmann klar für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Bei diesem Thema
sind wir uns inhaltlich bei allen konfessionellen Unterschieden ganz nah. Das sind
unsere gemeinsamen Anliegen. Da haben die Kirchen sich lange schwer getan, sind aber
jetzt ganz offen mit dabei, indem wir auch beispielsweise Betreuungsplätze für unter
Dreijährige anbieten werden. Wir haben Großelternbörsen eingerichtet, dass Ältere
in den Gemeinden freiwillig für Familien zur Verfügung stehen, wenn diese nicht mehr
weiter wissen. Und wir wollen dafür sorgen, dass Arbeitsplätze familienfreundlicher
gestaltet werden, damit auch Väter bessere Chancen haben, Zeit für ihre Kinder zu
haben.“ Das diesjährige Motto der ökumenischen Initiative: „Mit Kindern in
die Zukunft gehen.“ Laut Käßmann eine unverzichtbare Perspektive: „Eine Gesellschaft
muss wissen, worauf sie Zukunft baut. Geld ist noch nicht keine Zukunft, Wirtschaft
auch nicht. Kinder sind Zukunft und ich denke, das ist das zentrale Thema.“ Die
Kirchen wollten Mut machen und dazu beitragen, Kirche wie Gesellschaft wieder mehr
auf Kinder auszurichten. „Wir sind demographisch weiter rückläufig, so dass
die große Frage ist, wie werden wir wieder eine kinderfreundliche Gesellschaft, eine
Gesellschaft, die auch in Kindern Zukunft sieht und nicht nur eine ökonomische Belastung.“ Aus
persönlicher Erfahrung sagt die vierfache Mutter: „Kinder sind Teil des Lebens,
macht’s doch nicht so kompliziert. Es tut einer Gesellschaft gut, wenn sie durch Kinder
herausgefordert ist, weil eine Gesellschaft nur so auch kreativ und beweglich bleibt.
Den Familien würde ich sagen: Wenn es eng wird, wenn ihr druck spürt, holt euch Hilfe.
Es gibt viele Menschen in Deutschland, die euch gerne zur Seite stehen würden. Wir
schotten uns viel zu oft ab in solche Kleinfamilien, da müssen wir größere Öffnung
schaffen. Wir freuen uns über jedes Kind und wir stehen dir gerne zur Seite, das würde
ich Familien gerne sagen.“ Die „Woche für das Leben“ wurde am Vormittag mit
einem ökumenischen Gottesdienst im Bremer Sankt-Petri-Dom eröffnet. Nach einer Podiumsdiskussion
mit Kardinal Lehmann und Bischöfin Käßmann gab es ein buntes Rahmenprogramm auf dem
Bremer Marktplatz. Bis 28. April sind rund um das Thema Lebensschutz zahlreiche Einzelveranstaltungen
in ganz Deutschland vorgesehen. Beim Thema Kindee stehen dieses Jahr Wertevermittlung
und religiöse Erziehung im Vordergrund. (rv/kna 21.04.2007 bp)