Es war das erste Mal,
dass ein Präsident Sri Lankas im Vatikan in Audienz empfangen wurde. Nicht nur Amnesty
International hatte Papst Benedikt vergangene Woche in einem offenen Brief gebeten,
die Menschenrechtsverletzungen in Sri Lanka und das Leiden der Zivilbevölkerung zur
Sprache zu bringen. Zu den Hintergründen haben wir den Leiter des Caritas-Büros
in Colombo, Gernot Groehn, erreichen können. Die Zivilbevölkerung sei aufgrund der
ständigen Auseinandersetzungen nahezu am Ende. „Die Leute werden in die Lager gebracht
und wenn die Regierung der Meinung ist, man könnte sie wieder in ihre alten Wohngebiete
zurückschaffen, werden sie zum Teil zwangsweise dorthin zurückgebracht, in Gebiete
wo die Häuser durch die Kriegshandlungen zerstört worden sind. Man hat also keine
Möglichkeit, genügend Nahrungsmittel dorthin zu bringen.“ In den so genannten
„befreiten Zonen“, den Gebieten, die von der Regierung kontrolliert werden, dulde
der Präsident brutale Übergriffe paramilitärischer Gruppen, Banden, die einst Gegner
der Regierung waren, sich aber nun den Regierungstruppen angeschlossen hätten: „Die
Lage dort ist außerordentlich prekär. Diese Übergriffe richten sich vor allem gegen
Muslime in den Lagern, die dort drangsaliert werden. Es wird von den Regierungstruppen
und der Polizei nichts entgegen gestellt. Man schließt die Augen und lässt sie gewähren.“ Außerdem,
so Caritas-Sprecher Gernot Groehn, sei die Pressefreiheit auf Sri Lanka massiv eingeschränkt: „Es
wird sogar soweit gehen - das ist eine Meldung von heute -, dass ein nicht-namentlich
erwähnter Diplomat gewarnt wurde, sich für die Menschenrechte der Leute dort einzusetzen,
weil er sonst mit Konsequenzen zu rechnen habe und möglicherweise sogar ausgewiesen
werden würde. Wenn ich den deutschen Botschafter zitieren darf, der sagt: Man weiß,
wenn man mit dem Präsidenten von Sri Lanka gesprochen hat nicht wohin die Reise geht,
weil er sich nicht klar zu Friedensgesprächen bekennt und auf der anderen Seite auch
über seine Minister verkünden lässt, dass die militärische Lösung so nah dran ist,
dass man auf die militärische Karte setzt.“ (rv 20.04.2007 sis)