Pater von Gemmingen zum Achtzigsten: "Ein bisschen genießt er es auch..."
Pater vom Gemmingen,
schon lange kennen Sie Papst Benedikt – eigentlich seitdem er in Rom beziehungsweise
nach Rom gekommen ist. Wie erleben Sie ihn heute an seinem Geburtstag?
„Erstaunlich
locker, lächelnd, froh, auch gesundheitlich gut beisammen für seine achtzig Jahre.
Es geht ihm eigentlich wirklich erstaunlich gut. Und ein ganz kleines bisschen genießt
er auch, dass er jetzt Geburtstag feiern darf – natürlich nicht zu viel, aber ein
bisschen schon!“
Hat er sich eigentlich in den Jahren verändert? Sie sind
ja einer seiner Mitarbeiter und wenn ja – wie?
„Zunächst einmal war Josef
Ratzinger als Professor – vor allem wenn man ihm begegnet ist als ein nicht alter
Freund – eher scheu, schüchtern, zurückhaltend, reserviert. Ich glaube, er hat gelernt,
dass er mit ausgebreiteten Armen auf die Leute zugehen muss, weil die Leute das möchten.
Das hat er wirklich gelernt. Er hat gemerkt: So ist es gut, so werde ich angenommen,
das muss sein: In dem Sinn, hat er sich verändert.“
Was halten Sie eigentlich
von den Formeln – früher Panzerkardinal, heute der beliebte Papst, der die Massen
begeistert?
„Ich würde sagen, diejenigen die diese Etiketten gegeben haben
und die Jubler sind ganz verschiedene Leute. Panzerkardinal wurde er von ein paar
Intellektuellen, von ein paar Kirchenkritikern genannt, die eher auf beobachtende
Distanz gehen. Die Massen, die heute jubeln, sind etwas ganz anderes. Die haben auch
damals nicht Panzerkardinal gesagt – die haben höchstens in der Zeitung gelesen, dass
er so genannt wird. Solche Klischees wie Panzerkardinal sind eigentlich von vorneherein
immer dumm, weil sie oberflächlich sind.“
Der nächste runde Geburtstag
ist 2012 – da wird der Papst 85. Womit können wir bis dahin rechnen?
„Sein
Privatsekretär hat erstaunlicherweise im Interview mit Radio Vatikan gesagt, es würde
einige Überraschungen geben: Ich bin sehr gespannt. Ich denke, es liegt dann auf der
Linie des Jesus-Buches, nämlich, dass er die Welt, die Katholiken staunen machen wird
über das, was er schreibt und sagt. Ich rechne eigentlich nicht mit großen Strukturreformen
oder großen theologischen Umbrüchen – das wäre sehr erstaunlich. Aber Gedanken, so
wie die erste Enzyklika „Deus Caritas est“, die die Welt staunen ließ, so könnte das
schon auch noch ein bisschen weiter gehen.“
Was wünschen Sie dem Papst?
„Ich
wünsche dem Papst das, was ich mir wünschen würde, wenn ich da oben etwas zu sagen
hätte. Nämlich die Kunst, diese Masse von einer Milliarde Katholiken so zusammenzuhalten,
dass einerseits die Einheit gewahrt wird, andererseits die Autonomie der einzelnen
Ortskirchen zum Zug kommt.“
Und was wünschen Sie dem Papst ganz persönlich?
„Ich
wünsche dem Heiligen Vater, dass er gesund ist, dass er seine Arbeit gut tun kann,
dass die Menschen in seiner Umgebung freundlich mit ihm sind; dass er auch einmal
entspannen kann, dass er mal ins Fernsehen gucken kann und was Schönes sieht, dass
er Konzerte sehen, hören erleben kann, denn Musik macht ihm Spaß; dass er selber auf
dem Klavier Mozart schön spielen – einfach, dass er mal seinen Lebensabend vielleicht
auch genießen kann, ohne Arbeit. (26.04.2007 mc)