2007-04-13 16:02:20

Vatikan: Ratzinger, Jesus ist "kein Mythos"


“Jesus von Nazareth”, so heißt das Buch von Joseph Ratzinger - Benedikt XVI., das heute offiziell veröffentlicht wurde. Der als Doppelautor genannte Ratzinger-Benedikt will darin eine lebendige Christusbeziehung fördern. Er beleuchtet „Gestalt und Botschaft Jesu in seinem öffentlichen Wirken“, so wie es in den Evangelien dargestellt wird. Der Jesus der Evangelien ist für ihn „kein Mythos“, sondern eine „historisch sinnvolle und stimmige Figur“.


Benedikt folgt nicht einem chronologischen Schema des Lebens Jesu, sondern wendet sich nach einem „ersten Blick auf das Geheimnis Jesu“ den großen Stationen des irdischen Wirkens zu: der Taufe, der Versuchung in der Wüste, der Verkündigung vom Reich Gottes und der Bergpredigt. Es folgt eine Einzelauslegung der Vaterunser-Bitten, exemplarisch beleuchtet Ratzinger drei Gleichniserzählungen, außerdem die Selbstaussagen Jesu und Bilder wie „Wasser“ oder „Hirte“ aus dem Johannesevangelium.
Benedikt betont die innere Einheit des Alten mit dem Neuen Testament und sieht in Jesus Christus den Schlüssel zur ganzen Schrift. Der Schlüsselvers zum richtigen Verständnis Jesu, laut Ratzinger, ist der Schluss des Johannes-Prologs: Jesus muss immer in Einheit mit dem Vater gesehen werden, nie darf zwischen seinem Menschsein und seiner Gottheit getrennt werden. Seine Lehre hat nicht Erfolg aufgrund menschlicher Anstrengungen, sondern kommt – so wörtlich „aus der unmittelbaren Berührung mit dem Vater“.
Ratzinger skizziert Forschungskontroversen und verschiedene Deutungen der Geschichte, verschweigt offene Fragen nicht, konzentriert sich auf das Wesentliche und verliert sich nicht in ekklesiologischen Feinheiten: Alle Ausführungen sollen zu einem besseren Jesus-Verständnis führen. Wo nötig, aktualisiert er die Jesusworte. Beim Thema Versuchung und dem Wort Jesu „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ übt er Kritik an der falschen Güterverteilung heutiger Tage und an falsch verstandener Entwicklungshilfe. Der „Hirte“, der Priester heute, dürfe „die Menschen nicht an sein eigenes kleines ich binden“, sondern „immer über sich hinaus führen“.
Nicht behandelt werden die Passion und der Prozess Jesu. Sie sollen, wie die Kindheitsgeschichten, in einem zweiten Band thematisiert werden.
 
Das Jesus-Buch Benedikts ist nach eigenen Worten kein „lehramtlicher Akt“, sondern Ausdruck seines persönlichen Suchens. Daher stehe es jedermann frei, ihm zu widersprechen. Ratzinger wörtlich: „Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.
(rv 13.04.2007 bp)








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