2007-04-13 19:16:31

Nahost: Huber will mehr solidarität


Solidarität mit Israel und Fürsprache für die Palästinenser. Diesen Spagat versucht derzeit der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in dem verminten Feld des Heiligen Landes. Das oberste
Gremium der deutschen Protestanten hat bei seinem fünftägigen Besuch ein
Mammutprogramm zu bewältigen. Jeden Tag stehen dabei auch Gespräche mit
politischen oder kirchlichen Vertretern auf dem Programm. Am Donnerstag zog der Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber ein erstes Zwischen-Resümee. Dabei bedauerte er, dass die Reise der katholischen Bischofskonferenz vor fünf Wochen durch die Getto-Äußerungen von zwei Bischöfen in ein negatives Licht geraten war. Aber er unterstrich auch:

"So sehr es richtig ist, dass dies diejenige Region in der Welt ist, in der für Vertreter christlichen Kirchen die größte Zahl von Problemen auf dem kleinsten denkbaren Raum zusammen sind, gilt trotzdem, dass Ängstlichkeit ein schlechter Ratgeber ist, sich dieser Situation zu stellen. Von daher können Sie davon ausgehen, dass der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland mit genau derselben Klarheit und klaren Orientierung hierher gefahren ist, wie es auch der Fall gewesen wäre, wenn es diese öffentliche Debatte vorher nicht gegeben hätte."

Mit den israelischen Sperranlagen, die einige der katholischen Bischöfe zu kritischen Äußerungen veranlasst hatten, werden die evangelischen Ratsmitglieder in den kommenden Tagen mehrfach konfrontiert. Allerdings will Huber, selbst Bischof von Berlin, keine Parallele zu der deutschen Mauer
ziehen.

„Ich rate dazu, gerade in dieser Situation nicht die eine Sperranlage mit der anderen zu vergleichen, sondern hier am Ort selber anzuschauen, was wir erleben an Bedrückendem, was diese Mauer hat an Sicherheitsbedürfnissen die dahinter stehen, an völkerrechtlichen Problemen, die sich damit verbinden und das in sich selber zu bewerten.“

Gerade der Blick auf die Mauer von Bethlehem, so Huber, zeige, wie kompliziert die Situation im Heiligen Land sei:

„Dann kommt man zu dem Ergebnis, dass es erstens richtig ist, und die Zahl der Terroranschläge durch diese Maßnahme zurückgegangen ist; richtig ist aber ebenso, dass es sich um eine Maßnahme handelt, die von Israel einseitig ergriffen worden ist. Richtig ist auch, dass diese Maßnahme einschneidet ins palästinensische Gebiet. Und richtig ist schließlich, dass sie für die palästinensische Bevölkerung sehr tief greifende schwer hinnehmbare Auswirkungen hat. Ich glaube, man muss diese vier Faktoren wahrnehmen und aus ihnen die Folgerung ableiten, wie dringlich ist es, die Situation zu verändern, die zu einer solchen gravierenden und schwer erträglichen Maßnahme führt?“ (rv 13.04.2007 gf)








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