Die erste Präsidentschaftswahl
in Osttimor, seit der Unabhängigkeit von Indonesien, wird erst in der zweiten Runde
entschieden. Der Kandidat der Fretilin-Partei, Francisco Guterres, konnte sich für
die Stichwahl am 8. Mai qualifizieren. Überraschend schlecht schnitt der Favorit und
Friedensnobelpreisträger Jose Ramos-Horta ab, der die 50-Prozent-Hürde deutlich verfehlte.
Mehr als 90% der Bevölkerung in Osttimor ist katholisch. Die Kirche hat seit der
Widerstandsgeschichte während der indonesischen Besatzungszeit bis 1999 einen hohen
Stellenwert im Land. Der Jesuitenpater Ruedi Hofmann lebt in Osttimor – er erklärt
die Rolle der Kirche während der Wahlen:
„Die Kirche war sehr engagiert,
wahrscheinlich mehr, als sie es hätte tun sollen. Als der Nuntius hier war, kurz vor
der Wahlkampagne, hatte er sehr deutlich gesagt, dass die Kirche sich nicht politisch
engagieren darf. Aber nicht alle haben sich daran gehalten. Seltsamerweise wurde am
Montag, dem Wahltag, in der Tageszeitung auf der Titelseite ein Bischof mit einem
Kandidaten abgebildet. Jedermann weiß, dass dies der Kandidat ist, den der Bischof
gerne hätte.“
Internationale Wahlbeobachter zeigten sich mit dem Wahlablauf
zufrieden. Alle müssten aus den Wahlen lernen, erklärt Ruedi Hofmann: „Wie
sich nun die Kirche gegenüber dem Staat verhalten soll, das muss alles gelernt werden.
Sowohl vom Staat als auch von der Kirche hier. Deswegen möchte man nun eine eigene
Bischofskonferenz gründen. Danach soll auch ein Nuntius hier in der Hauptstadt residieren.
Dann kommen solche Sachen nicht mehr vor.“ (rv 11.04.2007 mg)