Fünf Jahre nach der
Unabhängigkeit haben die Menschen in Osttimor heute einen neuen Präsidenten gewählt.
Papst Benedikt hatte bei seiner Osteransprache die Wahlen in Osttimor erwähnt und
gesagt, die Bevölkerung brauche Versöhnung und Frieden. Das zu 90 Prozent katholische
Osttimor war nach der Unabhängigkeit von Indonesien 2002 in eine tiefe Krise geraten.
Als Favorit für das Präsidentenamt gilt der derzeitige Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger
José Ramos-Horta. François Raillon, Leiter der Südostasien-Forschung am Centre national
de la recherche scientifique, der größten Forschungsorganisation Europas mit Sitz
in Paris:
„Ramos-Horta ist als unabhängiger Kandidat angetreten, mit
dem Beistand des bisherigen Präsidenten Gusmao und auch der katholischen Kirche, die
früher ja auch Gusmao unterstützte. Man muss wissen, dass die Kirche in Osttimor –
von den Parteien abgesehen – die einzige Struktur ist, die funktioniert und die beim
Volk populär ist. Auf der anderen Seite haben wir, international viel weniger bekannt,
aber lokal sehr einflussreich, Francisco Guterres, den Kandidaten der Fretilin. Das
ist jene Partei, die für die Befreiung von Osttimor gekämpft hat. Sie verfügt über
einen wichtigen Apparat, der im Land ein flächendeckendes Netz von Kontrollpunkten
errichtet hat, was ihrem Kandidaten Francisco Guterres einen soliden Vorsprung verschafft.“
Osttimor
hat eine darniederliegende Wirtschaft: Mindestens die Hälfte der Einwohner ist arbeitslos. Das
Ergebnis der Präsidentschaftswahlen wird für Mittwoch erwartet. Insgesamt waren gut
500 000 Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Wenn kein Kandidat die absolute Mehrheit
erreicht, findet am 8. Mai eine Stichwahl statt. (rv 09.04.2007 gs)