Die Welt brauche das
Zeugnis von der Auferstehung Christi, denn sie leide an Verwundungen und Schmerz.
In seiner Osterbotschaft erinnerte Benedikt XVI. an die Krisenregionen auf verschiedenen
Kontinenten. Als Weg zum Frieden habe der Auferstandene „die Liebe hinterlassen, die
den Tod nicht fürchtet“. Am Mittag erteilte der Papst den Segen „Urbi et Orbi“.
Es
ist der Segen, den der Papst spendet, in Personalunion als Bischof von Rom und als
Oberhaupt der katholischen Kirche. Segen wie Osterbotschaft gelten der Stadt und dem
Erdkreis. Benedikt stellte der Welt den sprichwörtlich gewordenen „ungläubigen“ Apostel
Thomas vor Augen. Wie er habe die Welt es nötig, Christus zu begegnen. „Wenn
wir bei diesem Apostel die Zweifel und Unsicherheiten so vieler heutiger Christen,
die Ängste und Enttäuschungen unzähliger unserer Zeitgenossen feststellen können,
dann können wir mit ihm auch den Glauben an den für uns gestorbenen und auferstandenen
Christus mit erneuter Überzeugung wiederentdecken.“ Die Wunden Christi und
die Wunden der Welt stellte Benedikt nebeneinander, bettete Naturkatastrophen, Kriege
und menschliche Tragödien ein in sein Glaubenszeugnis. Benedikt wurde konkret: „Ich
denke an die Plage des Hungers, an die unheilbaren Krankheiten, an den Terrorismus
und an die Geiselnahmen, an die tausend Gesichter der – manchmal im Namen der Religion
gerechtfertigten – Gewalt, an die Geringschätzung des Lebens und an die Verletzung
der Menschenrechte, an die Ausbeutung von Menschen.“ Der Blick nach Afrika: „In
Darfur und in den Nachbarländern dauert eine katastrophale und leider unterschätzte
humanitäre Situation an; in Kinshasa, in der Demokratischen Republik Kongo lassen
die Zusammenstöße und Plünderungen der vergangenen Wochen um die Zukunft des kongolesischen
demokratischen Prozesses und um den Wiederaufbau des Landes fürchten; in Somalia rückt
die Wiederaufnahme der Gefechte die Friedensaussicht in die Ferne und belastet die
regionale Krise, besonders was die Bevölkerungsbewegungen und den Waffenhandel betrifft;
eine schwere Krise peinigt Simbabwe.“ Die Länder bräuchten Frieden, sagte der
Papst und nannte auch Ost-Timor, Sri Lanka und Afghanistan. Im Dialog zwischen Israel
und den palästinensischen Autoritäten gebe es „Zeichen der Hoffnung“, aus dem Irak
dagegen „keine positiven Signale“, überdies sei die Zukunft des Libanon bedroht. „Schließlich
kann ich nicht die Schwierigkeiten unerwähnt lassen, mit denen sich die christlichen
Gemeinden täglich auseinandersetzen müssen, und die Auswanderung der Christen aus
dem Heiligen Land, der Wiege unseres Glaubens. Diesen Bevölkerungen möchte ich mit
Liebe erneut versichern, dass ich ihnen im Geiste nahe bin.“ Benedikt konstatiert.
Schonungslos und mit Blick ins Detail. Was er nicht sagt: Was die Welt tun soll. In
seiner diesjährigen Osterbotschaft ist kein Appell an Politiker, kein Aufruf an die
internationale Gemeinschaft. Der Papst konzentriert sich wie so oft in seinem Pontifikat
auf die Antworten aus dem Glauben heraus. Er macht das, was die Apostel getan haben:
Er bekennt seinen Glauben an den Auferstanden. Durch dessen Wunden könne die Welt
die Übel der Menschheit „mit Augen der Hoffnung“ sehen. „Der Herr hat zwar in
seiner Auferstehung das Leid und das Böse nicht aus der Welt genommen, aber er hat
es mit der Überfülle seiner Gnade an der Wurzel besiegt. Der Übermacht des Bösen hat
er die Allmacht seiner Liebe entgegengesetzt. Er hat uns als Weg zum Frieden und zur
Freude die Liebe hinterlassen, die den Tod nicht fürchtet.“ Die Osterbotschaft
des Papstes stand am Ende des Gottesdienstes am Ostermorgen. Eine Eucharistiefeier
mit internationalem Charakter, eine Feier mit universalem Charakter. Ein russischer
Chor sang den Osterhymnus des byzantinischen Ritus. Der Ostersonntag 2007 ist ein
christliches Fest. Die Kirchen des Westens und des Ostens feiern am selben Tag.
Sieben Mal wird das im ersten Vierteljahrhundert des Dritten Jahrtausends der Fall
sein. Vielleicht ein göttlicher Fingerzeig für den Weg hin zur Einheit der Christen? Dreimal
erklingt am Ende der sogenannten „Stichirà“ der jahrhundertealte Vers: „Christus ist
auferstanden, hat durch seinen Tod den Tod vernichtet und uns das Leben geschenkt.“
Das Bekenntnis ging auf dem Petersplatz direkt über in den lateinischen Gesang des
Credo. Mehr als 100.000 Menschen feierten Ostern mit dem Papst, gerahmt vom Blumenmeer,
das seit 22 Jahren - seit dem Besuch Johannes Pauls II. - aus Utrecht kommt. Nicht
nur die Niederländer erwarteten daher mit Spannung die Ostergrüße. Ihnen dankte der
Papst allerdings besonders. „Christus ist auferstanden“ verkündete der Papst
auf griechisch und erteilte der Stadt und dem Erdkreis seine Ostergrüße in 62 Sprachen.
Auch auf deutsch: „Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede
und die Freude des auferstandenen sei mit Euch.“ (rv 08.04.2007 bp)