Gestern abend feierte
Benedikt XVI. mit Tausenden Gläubigen im Petersdom die Osternacht. Zu Beginn entzündete
Benedikt an einem Feuer die Osterkerze, die in die dunkle Basilika getragen wurde.
Das Licht symbolisiert die Überwindung der Nacht des Todes durch die Auferstehung
Christi. Im Exsultet, dem feierlichen Osterlob – vorgetragen durch einen Diakon in
der nur von Kerzen erleuchteten Basilika - preist die Kirche die radikale Neuschöpfung
des Menschen in der Auferstehung Jesu Christi.
In seiner Predigt meditierte
der Papst über das Hinabsteigen Christi in das Totenreich und seine Rückkehr in die
Welt der Lebenden – ausgehend von Psalm 119 „Ich bin erstanden und bin immer bei dir.
Du hast deine Hand auf mich gelegt.“
„Die Liturgie sieht darin das erste
Wort des Sohnes an den Vater nach der Auferstehung, nach der Rückkehr aus der Nacht
des Todes in die Welt der Lebenden. Die Hand des Vaters hat ihn auch in dieser Nacht
gehalten, und so konnte er aufstehen, auferstehen.“
Gott lässt seinen Sohn
Jesus nicht los, sondern hält ihn – auch im Tod - wie es im Psalm heißt mit seinen
Händen umschlossen.
„Ich bin auferstanden und bin nun immer bei dir“, sagt
er zu einem jeden von uns. Meine Hand hält dich. Wohin du auch fällst, du fällst in
meine Hände hinein. Auch an der Tür des Todes bin ich da. Dort, wo niemand mehr mit
dir gehen kann und wohin du nichts mitnehmen kannst, warte ich auf dich und mache
dir die Finsternis zu Licht.
Benedikt entfaltete die Bedeutung des Karsamstags
– was bedeutet der Hinabstieg Jesu in das Reich des Todes?
„Sein Kreuz reißt
die Tore des Todes auf, die unwiderruflichen. Sie sind nicht mehr unwiderruflich.
Sein Kreuz, die Radikalität seiner Liebe ist der Schlüssel, der dieses Tor öffnet.
Die Liebe dessen, der als Gott Mensch wurde, um sterben zu können, sie hat die Kraft,
die Tür zu öffnen. Diese Liebe ist stärker als der Tod.“
Durch die Inkarnation,
die Menschwerdung habe sich der Sohn Gottes mit dem Wesen Menschen geeint.
„Aber
erst in dem Augenblick, in dem er den letzten Akt der Liebe vollzieht und absteigt
in die Nacht des Todes, vollendet er den Weg der Inkarnation. Durch sein Sterben nimmt
er Adam, nimmt er die wartenden Menschen an die Hand und führt sie ans Licht.“
Die
Seele des Menschen sei zwar von der Schöpfung her unsterblich, aber aus eigener Kraft
könne er das Ziel seines Strebens, die Gemeinschaft mit Gott, nicht erreichen.
„Wir
haben keine Flügel, die uns in diese Höhe tragen könnten. Und doch kann dem Menschen
nichts anderes auf ewig genügen, als mit Gott zu sein.“
Eine Ewigkeit
ohne dieses Einssein mit Gott wäre Verdammung, so Papst Benedikt.
„Er nimmt
in der Tat das verlorene Schaf auf seine Schultern und trägt es heim. An seinem Leib
festgehalten leben wir, und in der Gemeinschaft mit seinem Leib reichen wir bis ans
Herz Gottes hin. Und so erst ist der Tod überwunden, sind wir frei und ist unser Leben
Hoffnung.“
Eindringlich betete Benedikt am Ende der Liturgie:
„Herr,
zeige auch heute, daß die Liebe stärker ist als der Haß. Daß sie stärker ist als der
Tod. Steig auch in die Nächte und Unterwelten dieser unserer modernen Zeit hinab,
und nimm die Wartenden an die Hand. Führe sie ins Licht. Hilf uns zum Ja der Liebe,
die uns absteigen und eben so mit dir aufsteigen läßt. Amen.”
Während des
nächtlichen Gottesdienstes spendete der Papst sechs Erwachsenen und zwei Kindern die
Taufe und nahm sie so feierlich in die katholische Kirche auf. Zwei Chinesinnen mit
ihren Kindern, zwei Japanerinnen sowie Frauen aus Kuba und Kamerun empfingen die Sakramente
der Taufe und der Firmung sowie die Kommunion. An sie wandte sich der Papst eigens:
„Liebe
Täuflinge, dies ist das Neue an der Taufe: Unser Leben gehört Christus und nicht mehr
uns selber. Aber gerade darum sind wir auch im Tod nicht allein, sondern bei ihm,
der immer lebt. Er umfängt uns und trägt uns, wohin wir auch gehen – er, der das Leben
selber ist.“ (rv 08.04.2007 mc)