Die Vergangenheit müsse bis auf den Grund aufgearbeitet werden, auch wenn sie schmerzhaft
sei. Das betonte der Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz in der Chrisammesse. Das
Verhalten des polnischen Klerus während des Kommunismus müsse aber stets im Kontext
der enormen Zahl von Priestern gesehen werden, die sich dem Regime nicht gebeugt hätten.
Trotz großer Schwierigkeiten hätten sie die Hauptaufgabe der Kirche erfüllt und das
Evangelium verkündet, so Nycz. Der Nachfolger des nach Spitzelvorwürfen zurück getretenen
Stanislaw Wielgus nannte als Beispiel den Märtyrertod von Jerzy Popieluszko und „das
Heldentum“ des polnischen Primas Wyszynski. Das Evangelium – so Nycz – stelle
der Kirche zwei Apostel vor Augen, deren Beispiel sie folgen könne: Judas oder Petrus.
Petrus habe Jesus dreimal verleugnet, Jesus habe ihm sein Amt dennoch nicht entzogen.
In der Kirche fehle jedoch oft die Bereitschaft zur Vergebung. „Wir sehnen uns nach
Vergeltung, danach, jemanden seines Amtes zu entheben“, kritisierte der Warschauer
Erzbischof vor dem in der Chrisammesse versammelten Klerus. (rv 06.04.2007 bp)