D: Weihbischof, "Nichts überstürzen bei Patientenverfügungen"
Die Patientenverfügung
ist in der Diskussion – erst vergangene Woche debattierte der Bundestag dreieinhalb
Stunden lang über die Notwendigkeit und die mögliche Ausgestaltung einer gesetzlichen
Regelung. Ob – wie geplant – das Gesetzesvorhaben bis zur Sommerpause durchkommt,
ist fraglich. Unsere Kollegen von Radio Horeb haben mit dem Augsburger Weihbischof
Anton Losinger gesprochen. Er ist Bioethikfachmann und plädiert für strenge Richtlinien:
„Wir
möchten, dass sterbende Menschen gerade diese letzte wichtige Lebensphase ihres persönlichen
Lebens ohne Angst verbringen dürfen - mit einer guten Begleitung von anderen Menschen,
die sich körperlich und auch geistig kümmern, auch ohne Angst, mit schweren Schmerzen
existieren zu müssen.“
Allerdings dürfe man sich nicht der Illusion hingeben,
alles bis ins Detail regeln zu können. Auch genügten allein gesetzliche Maßnahmen
nicht:
„Wir treten ein für die verstärkte Förderung und Ausbildung von
Medizinern in der Palliativmedizin, also der Schmeruzbehandlung, Wir treten ein für
Hospizarbeit und die menschliche, geistige und geistliche Begleitung von Menschen
in ihrer letzten Stunde. Wir sehen darin einen entscheidenden Beitrag, dass Menschen
ohne Angst diesen ihrem letzten und doch so wichtigen Lebensabschnitt entgegensehen
dürfen.“
Zu den Chancen einer Einigung bis zum Sommer sagt der Weihbischof:
„Schlecht
wäre es, wenn man einen solchen Gesetzesvorschlag übers Knie brechen würde und damit
Dinge festzurrt, die dann für die Zukunft von Menschen entscheidende Probleme aufwerfen
könnten. Mein gutgemeinter Vorschlag auch an den Bundestag ist: Lieber zwei Nächte
darüber zu schlafen, als ein Gesetz zu machen, das sozusagen mit heißer Nadel gestrickt
ist. Das Thema „lebenswürdiges Leben von Menschen im Angesicht des eigenen Todes",
das wäre mir hier viel zu wichtig.“
Anton Losinger ist
Weihbischof in Augsburg und Bioethik-Fachmann.