Heute - am 15. des
Monats Nisan - ist das jüdische Pessachfest: Eines der wichtigsten Feste unserer „älteren
Brüder“, wie Johannes Paul II. zu sagen pflegte. Wir haben aus diesem Anlass mit Walter
Homolka gesprochen. Er ist der Leiter des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, des ersten
Rabbinerseminars in Deutschland seit dem Holocaust:
"Das Pessachfest erinnert
an den Auszug aus Ägypten. Es ist ein tragendes Erlebnis des Volkes Israel, von Gott
aus Ägypten herausgeführt worden zu sein, eine zentrale Botschaft der Rettung. Das
gilt nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch für das Pessach der Generationen,
die nachfolgen. Es ist also getragen von dem Verlangen nach Erlösung und Freiheit.
Pessach ist die Zeit, in der wir unsere Freiheit erhoffen und ersehnen.“
Das
jüdische Pessachfest – in der heutigen Form erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert
entstanden – sei aber nicht einfach dasselbe wie das christliche Osterfest. Christen
sollten daher keine sogenannten „Sedar-Abende“ feiern, sagt der Rabbiner:
"Gerade
auch an Pessach wird auch deutlich, dass es sich um Trennungsmomente handelt, was
eher die Distanz fördert als das Gemeinsame. Und insofern ist es besondere Ironie,
wenn im Vorfeld von Ostern Christen immer wieder Sedar-Abende feiern mit dem Sedar-Ritual
des Judentums und glauben, sie wären damit Jesus besonders nahe, nicht erkennend,
dass sie ihm damit besonders ferne rücken.“
Das jüdisch-christliche Gespräch
werde nicht durch Beliebigkeit gefördert, sondern:
„Vor allem kommt es darauf
an, die formalen Kontakte zwischen katholischer Kirche und den vielfältigen jüdischen
Gemeinschaften zu verstärken, nicht so sehr oben, sondern in der Breite. Mir wird
immer wieder deutlich, dass der jüdisch-katholische Dialog von Gremien und Institutionen
getragen wird, aber nicht in die Breite des katholischen Bewusstseins dringt. Übrigens
auch nicht in die Breite des jüdischen. Und hier ist es eigentlich ein täglicher Kampf,
diese Fremdheit zu überwinden und ins Gespräch zu kommen, über das, was uns gemeinsam
ist, aber auch über das viele Trennende.“
Hören Sie
das ganze Interview zum Pessach-Fest. indem Sie oben links auf das Audiosymbol klicken. (rv
03.04.2007 mc)