Der Erzbischof von
Miami hat in einem Appell an US-Parlamentarier auf die empörende Situation der Flüchtlinge
aus Haiti aufmerksam gemacht. An der US-Küste bei Miami waren vergangene Woche rund
100 Boatpeople von der US-Einwanderungsbehörde festgenommen worden – ihnen droht nun
die Abschiebung. Das ist ungerecht, findet Erzbischof John Favalora. Tausende von
Exilkubanern seien ebenfalls bei Miami gestrandet - und von den Einheimischen freundlich
aufgenommen worden. Den Haitianern solle das gleiche Recht auf Asyl gewährt werden,
verlangt der Oberhirte. "Ich dränge sie, alles in ihrer Macht stehende
zu tun, damit diese Männer, Frauen und Kinder hier in den USA Schutz finden. Die Lage
ist dringend, denn ich glaube, wenn diese haitianischen Immigranten zurückgeschickt
werden, dann bedeutet das für sie das Todesurteil. Man denke nur an die instabile
Regierung dort, den Lebensmittelmangel , die fast “anarchische Situation“, die in
diesem Land herrscht. Es ist einfach ungerecht und unmenschlich, sie abzuschieben.
In den Vereinigten Staaten existiert eine derart frappierende Diskrepanz in der Anwendung
der Einwanderungsgesetze. Es ist einfach ungerecht - diese Ungerechtigkeit muss so
schnell wie möglich behoben werden. So wie die kubanischen Flüchtlinge zu Recht eine
Sonderbehandlung aufgrund der Situation in ihrem Land erfahren haben, so glaube ich,
dass das gleiche Argument für die Haitianer verwendet werden kann und muss."
Haiti
ist das ärmste Land in der Karibik. Wegen der politischen Instabilität, der wirtschaftlichen
Not und der anhaltenden Gewalt vor allem in den Randgebieten der Hauptstadt Port-au-Prince
versuchen viele, sich in die benachbarte Dominkanische Republik abzusetzen. Andere
versuchen, dem Vorbild der Kubaner folgend, mit dem Boot in die USA zu kommen. (rv
bf/sis)