Es gibt Einiges, was
die katholische von der orthodoxen Kirche trennt. Dazu gehört auch Ostern. Dieses
Christfest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Anschluss an die Tagundnachtgleiche
im März gefeiert. Diese Regelung stammt aus dem 4. Jahrhundert und wird von allen
Kirchen auf der ganzen Welt befolgt. Die Orthodoxen richten sich nach dem älteren
Julianischen Kalender. Die Katholiken hingegen befolgen den Gregorianischen Kalender.
Daher fällt Ostern in der Regel auf zwei verschiedene Daten. In diesem Jahr kommt
es aber zu einer Überschneidung. Ein Vorzeichen für die Ökumene? Mario Galgano
hat das dem russisch-orthodoxen Erzbischof Hilarion Alfeyev gefragt. Er ist Vertreter
der russisch-orthodoxen Kirche bei den Europäischen Institutionen in Brüssel. Zusätzlich
zu dieser Position ist er Bischof von Wien und Österreich.
„Es kommt nicht
so oft vor, dass Orthodoxe und Katholiken gleichzeitig Ostern feiern. Diese Tatsache,
dass das diesjährige Osterdatum gleichzeitig stattfindet, ist ein Denkanstoss für
uns alle, nämlich, dass wir im Grunde genommen eins im Glauben sind. Es sind Details,
die uns trennen. Wir haben kirchenpolitische und theologische Schwierigkeiten, die
wir von der Vergangenheit geerbt haben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es im
Herzen unseres Glaubens das Bild des gekreuzigten und auferstandenen Christus gibt.“
Sie
haben in der vergangenen Woche ein Musikwerk präsentiert, dass die Passionsgeschichte
Jesu Christi im Mittelpunkt stellt. Sie sind also nicht nur Bischof und Theologe sondern
auch ein begnadeter Musiker. Welche Rolle spielt denn Ihrer Meinung nach die Musik
in der Beziehung zwischen den christlichen Kirchen?
„Ich denke, dass die
ökumenische Beziehung nicht nur auf offizielle Treffen oder theologische Diskussionen
beschränkt sein kann. Wir müssen vor allem unsere Traditionen verstehen, schätzen
und lieben. Wir müssen uns insbesondere gegenseitig verstehen. Die Kirchenmusik ist
in dieser Hinsicht ein notwendiger Teil unserer Tradition. Im Westen wird die orthodoxe
Tradition vor allem durch Ikonen „begriffen“. Das soll aber auch für unsere Kirchenmusik
gelten. Denn wir geben durch diese unsere spirituellen und religiösen Erfahrungen
dadurch wieder. Die orthodoxe Kirche besitzt einen großen musikalischen Reichtum.“
Welche
Rolle spielen diese kirchenpolitischen und theologischen Differenzen in diesen Ostertagen?
„Ich
denke, dass für uns Christen, die Erfahrungen der Orthodoxen und Katholiken wertvoller
und wichtiger sind, als alle möglichen Unterschiede. Ich möchte allen Zuhörerinnen
und Zuhörer eines wünschen: Mögen sie von dem Mitleid des leidenden Christus durchdringt
werden und in den Ostertagen von der Erfahrung der Auferstehung berührt werden. Eine
Erfahrung, die jedem Christen Leben schenkt.“ (rv 01.04.2007 mg)