Nach gut acht Monaten
Stillstand in den Verhandlungen mit der Türkei um einen Beitritt zur Europäischen
Union haben die 27 EU-Staaten heute die Gespräche wieder aufgenommen. Die Türkei weigert
sich aber bislang, die Zollunion auf das EU-Mitgliedsland Zypern auszudehnen. Streitpunkt
bleibt auch die Frage der Religionsfreiheit. Auf Zypern spüren das sowohl die Christen
im türkischen Teil als auch die Muslime im griechischen Teil. Die Zukunft der Türkei
in der EU liegt also - auch - auf der Insel Zypern. Dort haben vor zwei Wochen in
einer Geste der Versöhnung die griechischen Zyprioten überraschend einen Teil der
fünf Meter hohen Grenzmauer in der seit 1974 geteilten Hauptstadt Nikosia eingerissen. Der
Außenminister Zyperns – also des griechischen Teils – war diese Woche in Rom zu Besuch.
Yiorgos Lillikas erläutert uns die Lage der Christen.
„Die türkische Seite
erlaubt es den griechischen Zyprioten nicht, in ihren Teilen christliche Kirchen zu
bauen oder Gottesdienste zu feiern. Da gibt es keinen Respekt vor Religionsfreiheit.
Da können europäische Länder wie Italien die „richtige“ Botschaft direkt an die Türken
weiter geben. Das liegt auch im Interesse der Türkei. Denn die Lösung des Zypern-Konflikts
führt für sie in die EU. Daher denke ich, dass sie diesen Weg auch einschlagen wird.“
Zypern
ist seit 1974 geteilt. Völkerrechtlich anerkannt ist nur die griechischsprachige Republik
Zypern im Süden, nicht aber der türkischsprachige Norden. Der EU-Beitritt der geteilten
Insel im Jahr 2004, von dem bislang nur die griechischsprachige Republik Zypern profitierte,
hat zu erheblichen Irritationen zwischen der EU und der Türkei geführt.
„Wenn
wir wirklich den Frieden und eine Einigung erreichen möchten, dann müssen wir die
beiden Gemeinschaften zusammenbringen. Wir müssen daher gemeinsame Interessen finden.
Wenn wir wirklich frei mit den türkischen Zyprioten verhandeln können, dann wird eine
Lösung der Probleme einfacher sein. Wir haben ja schließlich selber ein großes Interesse,
in Frieden mit unseren Nachbarn zu leben. Wir möchten ein Land, dass die europäischen
Werte respektiert.“