"Die EU braucht die Kirche". Ein Beitrag von H.-H. Horstmann, deutscher Botschafter
am Vatikan
Am 25. März 2007 haben wir in Berlin und Rom den 50. Jahrestag der Unterzeichnung
der Römischen Verträge gefeiert. Wir haben Grund zur Freude, Dankbarkeit und Zuversicht.
50 Jahre europäischer Zusammenarbeit haben gezeigt, dass wir die Hoffnung auf Frieden
und Verständigung verwirklichen konnten. Die Geschichte der Europäischen Union ist
eine einzige Erfolgsgeschichte. Weltweit wird das Friedensprojekt unserer Union als
Modell für regionale Zusammenarbeit gesehen, in Asien, Afrika und Lateinamerika. Das
Motto der deutschen EU-Präsidentschaft lautet: Europa gelingt gemeinsam. Frieden,
Freiheit und Wohlstand sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern kostbare Güter,
die wir gemeinsam mit unseren 26 Partnern sowie der Europäischen Kommission durch
mutige Initiativen ausbauen müssen.
Eine erste Bilanz zeigt: wir sind auf dem
richtigen Weg. Auf dem Europäischen Rat am 8. und 9. März 2007 haben wir den Durchbruch
zu einer ehrgeizigen integrierten europäischen Klima- und Energiepolitik erreicht.
Der Europäische Rat hat sich auf eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 30
% verpflichtet, sofern andere Industriestaaten vergleichbare Ziele vereinbaren. Und:
er hat ein autonomes Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen von 20 % bis 2020 als
autonomes Reduktionsziel definiert. In dem beschlossenen europäischen Aktionsplan
Energie verfolgen wir drei Ziele: Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und
Umweltverträglichkeit. Wir haben uns bindend verpflichtet, den Anteil erneuerbarer
Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 20 % zu erhöhen. Diese Verknüpfung von Energieeinsparung
mit dem Bekenntnis zur Förderung erneuerbarer Energien ist ein wichtiges Signal an
die Energiemärkte, in nachhaltige und innovative Energien zu investieren.
Dies
als Beispiel für die dem Menschen und der Schöpfung zugewandte Politik der Europäischen
Union: Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Deshalb engagieren wir uns in Europa
für Bürgerinnen und Bürger und engagieren uns auch in außereuropäischen Angelegenheiten.
In einer globalisierten Welt gilt: nur wer sich mutig engagiert, kann den Herausforderungen
gerecht werden.
Es muss unser aller Ziel sein, zu einer gemeinsamen europäischen
Identität zu gelangen, innerhalb derer die nationalen und regionalen Wertvorstellungen
Heimat der Menschen bleiben. Die Berliner Erklärung sagt: „Wir Bürgerinnen und Bürger
sind zu unserem Glück vereint.“
Als religiöse Autorität, als geübter Mittler,
als starke zivilgesellschaftliche Kraft und europäische Institution sui generis ist
die katholische Kirche in ganz besonderer Weise dafür prädestiniert, Europa auf dem
Weg zu sich selbst fördern und fordernd und aufmunternd zu begleiten.
Zur Zukunft:
Am 30. April wird es einen Gipfel der Europäischen Union mit den USA, am 18. Mai ein
Gipfeltreffen mit Russland geben. Auch dies zeigt: die Europäische Union ist kein
exklusiver Club, sondern er praktiziert die weltweite Kooperation und den Dialog,
um seiner globalen Mitverantwortung für Frieden, Freiheit und Prosperität in der guten
Tradition europäischer Solidarität gerecht zu werden.