Papst Benedikt XVI.
hat davor gewarnt, beim Bauen eines „gemeinsamen Hauses Europa“ auf die christliche
Identität der Völker des Kontinentes zu verzichten. Diese Identität sei in erster
Linie geschichtlich, kulturell und moralisch und erst dann geografisch, wirtschaftlich
oder politisch, sagte der Papst bei einer Audienz für die EU-Bischofskommission COMECE
im Vatikan.
„Diese Identität besteht aus einem Ensemble an universellen
Werten, die vom Christentum mitgeprägt wurden. Damit hat das Christentum nicht nur
eine historische, sondern auch eine gründende Rolle für Europa. Diese Werte bilden
die Seele des Kontinentes. Sie müssen im Europa des dritten Jahrtausends als „Ferment
der Zivilisation“ erhalten bleiben. Wenn die Regierungen der Union anlässlich des
50. Jahrestages der Römischen Verträge ihren Bürgern „näher kommen“ wollen, wie könnten
sie ein so grundlegendes Element der europäischen Identität wie das Christentum ausschließen,
mit dem nach wie vor eine große Mehrheit der Bürger sich identifiziert?“
Europa
solle sich davor hüten, Kompromisse bei grundlegenden Menschenrechten zu machen, riet
Papst Benedikt. Er kritisierte, dass man Christen das Recht abspreche, ihre Wertvorstellungen
in öffentlichen Debatten einzubringen, oder ihren Beitrag mit dem Vorwurf abqualifiziere,
sie wollten ungerechtfertigte Privilegien schützen.
„Um ein brauchbarer
Garant des Rechtsstaates zu sein, muss die Europäische Union mit Klarheit die sichere
Existenz einer stabilen und dauerhaften menschlichen Natur anerkennen. Diese ist die
Quelle der Rechte, die allen Menschen gemeinsam sind, einschließlich jener, die sie
verleugnen. Aus diesem Grund ist das Recht auf Gewissensfreiheit zu schützen, auch
überall dort, wo die grundlegenden Menschenrechte verletzt werden.“
Papst
Benedikt rief die Christen dazu auf, sich nicht der „Logik der Macht um ihrer selbst
willen“ zu beugen und trotz aller Widerstände ihre Standpunkte öffentlich einzubringen.
„Liebe Freunde, ihr wisst, dass ihr die Aufgabe habt, mit der Hilfe
Gottes am Aufbau eines "Neues Europa" mitzuarbeiten; dieses neun Europa muss realistisch
sein, aber nicht zynisch, reich an Idealen und frei von naiven Illusionen, inspririert
an der ewigen und lebendigen Wahrheit des Evangeliums. Daher müsst ihr auf europäischer
Ebene aktiv in der öffentlichen Debatte präsent sein, zumal diese mittlerweile auch
Bestandteil der nationalen Debatte ist.“
In der COMECE sind Vertreter der
katholischen Bischofskonferenzen aller 27 EU-Staatenvertreten vertreten. Zum Kongress
kamen 400 Teilnehmende aus ganz Europa. Nach der Papst-Audienz überreichten sie dem
italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi eine Botschaft an die in Berlin versammelten
EU-Staats- und Regierungschefs. (rv 24.03.2007 gs / ms)