Der Trierer Bischof Reinhard Marx bekräftigt die Rolle des Christentums für Europa.
Bei einem Vortrag in seiner Bischofsstadt meinte Marx: „Wer kann Europa verstehen,
ohne dass er die Bibel aufgeschlagen hat?" Die christlich-jüdische Tradition habe
Europa entscheidend geprägt. So sei das vorherrschende Menschenbild in Europa ein
christliches. Der Bischof betonte, dass es nicht darum gehe, die Errungenschaften
der Aufklärung wieder abzuschaffen: „Das wäre keine gute Idee". Aber er sehe mit Sorge,
dass sich der Staat immer mehr auf das rein Rechtliche zurückziehe und es zu einer
„Entsittlichung des Rechts" komme. Diese „liberale Vorstellung vom Staat" sei auf
Dauer nicht ausreichend für ein Gemeinwesen. In dieser Frage habe das Christentum
einiges zu bieten. „Ethik und Recht müssen neu aufeinander bezogen werden", forderte
Marx. Stimmen, die den Glauben ins Privatleben verbannen wollen, erteilte Marx
eine Absage: „Eine Entwicklung, die die Religion zum privaten Gefühl erklärt, ist
nicht angesagt". Der Bischof kritisierte auch die zunehmende Individualisierung in
der Gesellschaft. „Der Mensch ist nicht dafür gemacht, alleine zu sein", sagte er.
In einer Welt, die immer mehr den Einzelnen in den Vordergrund stelle, biete das Christentum
ein Gegenmodell. „Religion ist immer auch Gemeinschaft und Fest".