„Theologie muss die
Wahrheit zur Sprache bringen und den Menschen eine Hilfe bieten, ihr Leben aus dem
Licht des Glaubens zu erschließen.“ Dies betonte Papst Benedikt XVI. gegenüber den
Professoren der Tübinger Katholisch-Theologischen Fakultät, deren Mitglied er als
der Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger von 1966 bis 1969 selbst war. Auf Initiative
des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst hat der Papst 15 Theologen der Tübinger Universität
am Mittwoch im Anschluss an die Generalaudienz zu einer etwa 20 Minuten dauernden
Sonderaudienz empfangen.
„Die Universität und die Gesellschaft, die Menschheit
braucht Fragen. Aber sie braucht auch Antworten. Ich glaube, dass dafür die Theologie
– und nicht nur für die Theologie – eine gewisse Dialektik zwischen der strengen Wissenschaftlichkeit
und der sie immer wieder auch durchbrechenden und über sie hinausreichenden, größeren
Frage nach der Wahrheit sichtbar wird.“
Papst Benedikt verdeutlichte diesen
Gedanken am Beispiel eines Exegeten. Natürlich müsse ein Ausleger der Heiligen Schrift
nach der nötigen wissenschaftlichen Methodik vorgehen, doch das allein reiche nicht
aus, um Theologe zu sein.
„Damit er Theologe ist, muss er darüber hinaus
auch fragen: Ist das eigentlich wahr, was da gesagt wird? Und wenn es wahr ist: Geht
es uns an, und wie geht es uns an? Und wie können wir erkennen, dass es wahr ist und
dass es uns angeht?“
In diesem Sinn sei die Theologie „immer über die Wissenschaftlichkeit
hinaus und doch in der Wissenschaftlichkeit gefragt und angerufen“, so Papst Benedikt.
„Die Universität, die Menschheit braucht Fragen. Wo nicht mehr gefragt
wird und zwar bis zu den Fragen hin, die auf den Grund gehen, die über alle Spezialisierungen
hinausreichen, da erhalten wir auch keine Antworten mehr. Nur wenn wir fragen und
mit unseren Fragen radikal sind, so radikal wie es die Theologie sein muss, über alle
Spezialisierungen hinweg, können wir hoffen, Antworten auf diese grundlegenden Fragen
zu erhalten, die uns alle angehen.“