Der Befreiunstheologe Jon Sobrino will die Note der Glaubenskongregation, in der er
gestern gerügt worden ist, nicht kommentieren. Das berichten Nachrichtenagenturen
aus San Salvador, wo Sobrino lebt. Auch der Ortsbischof und der Rektor der Zentralamerikanischen
Universität, an der Sobrino lehrt, wollen sich nicht äußern, sondern den Text aus
Rom zunächst mal in Ruhe studieren. Erzbischof Saenz Lacalle ließ allerdings wissen,
er bete für Sobrino, auf dass dieser sich "gelehriger" zeige und und die kirchliche
Lehre in Gänze akzeptiere. Der bekannte Befreiungstheologe Leonardo Boff, der
in den achtziger Jahren von der vatikanischen Glaubenskongregation gemaßregelt worden
war, nannte die vatikanische Warnung an Sobrino "schlecht für die Kirche". Sie werde
die Debatte um die Befreiungstheologie wieder aufleben lassen. Der Jesuitenorden
will keine Sanktionen gegen Sobrino verhängen. Der Befreiungstheologe sei ein herausragender
und angesehener Wissenschaftler. Die von der Glaubenskongregation beanstandeten Zitate
seines Werks beträfen lediglich Aussagen, die gegen die Intention des Autors verstanden
werden könnten. Damit gehe es nicht um ein Abweichen vom katholischen Glauben, sondern
um Defizite in der theologischen Darstellung komplizierter Fragen. Der Jesuitenorden
sei "komplett einverstanden mit allem, was Sobrino geschrieben hat", so der Sprecher
des Generalats. (agenturen/kna 15.03.2007 sk)