Der langjährige deutsche
Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat zu einer Reform der UNO aufgerufen. Im Gespräch
mit Radio Vatikan meinte Genscher, er erwarte von allen Staaten der Welt, die UNO
ernst zu nehmen. Zur UNO-Reform meinte der Politiker: "Es ist nicht so sehr
eine Satzungsfrage, sondern es kommt auf den Geist an. Manche Leute, die glauben,
durch eine Änderung dieses oder jenes Artikels in der UNO-Satzung kann man die Welt
verändern, denen rufe ich zu: Ihr erinnert mich an den Pfarrer, der in der Kirche
von der Kanzel ruft, die Frömmigkeit in der Gemeinde hat leider nachgelassen, auf,
lasst und die Kirche umbauen! Nein, es kommt auf die innere Einstellung an'." Europa
habe in der zusammenwachsenden Welt die Aufgabe, für eine neue Form des Zusammenlebens,
"eine vollkommen neue Kultur" zu werben, so Genscher weiter. "Die deutsche
Schriftstellerin Christa Wolf hat einmal geschrieben: Wann der Krieg beginnt, das
weiß man. Und dann stellt sie die Frage: Wann beginnt der Vorkrieg? Ich möchte eine
zweite Frage hinzufügen: Wo beginnt er? Der Vorkrieg beginnt in den Herzen, in den
Hirnen der Menschen. Dort, wo sich die Vorurteile einnisten. Vorurteile, die dazu
führen, dass man sich höherwertig fühlt als der Nachbar. Vorurteile, das ist etwas,
was die Herzen und das Denken vergiftet. Die Überwindung von Vorurteilen ist eigentlich
eine christliche Tugend. Wir müssen alle sehr an uns arbeiten, dass wir in diesem
Sinne tugendhaft sind'."
Der FDP-Ehrenvorsitzende wird am 21. März 80 Jahre
alt. Unser großes Interview mit ihm hören Sie Sonntag Abend in Radio Vatikan.