2007-03-14 15:11:35

Vatikan: Verurteilung von Thesen, nicht von Sobrino


RealAudioMP3 Die vatikanische Glaubenskongregation verurteilt einzelne Thesen des Befreiungstheologen Jon Sobrino, jedoch nicht das gesamte Werk des Jesuitenpaters. Auch die Option für die Armen wolle die Glaubenskongregation nicht zurückweisen, sondern teile sie, heißt es in der heute veröffentlichten „Notifikation“ über die Schriften Sobrinos.
Der größte Kritikpunkt: Die Göttlichkeit Jesu wird zu wenig betont. Die Glaubenskongregation habe die Aufgabe, über die Glaubenslehre und die Gebräuche in der katholischen Welt zu wachen und das Recht einzuschreiten, wenn sie gefährdet sei, so die Notifikation. Einige Thesen Sobrinos können - so heißt es wörtlich - „den Gläubigen durch ihre Irrtümer und Gefährlichkeit schaden“. In seinen Werken „finden sich große Mängel, sowohl methodologisch als inhaltlich“. Laut Sobrino sei „die Kirche der Armen“ der Ort, an dem Christus gegenwärtig sei, so die Glaubenskongregation. Er vergesse damit, dass einzig im Rahmen des „apostolischen Glaubens“, der von der Kirche an alle Generationen weiter gegeben wird, gültig Theologie betrieben werden könne. „Diese Irrtümer“, so die Glaubenskongregation, „führen in kritischen Punkten zu einer Nicht-Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche: die Göttlichkeit Jesu Christi, die Menschwerdung des Gottessohnes, das Verhältnis zwischen Jesus und dem Reich Gottes, sein Sendungsbewusstsein und die Heilsbedeutung seines Todes.“
In den Medien wurde vorab über ein ausdrückliches Lehr- und Publikationsverbot spekuliert. Das ist in dem Vatikan-Dokument nicht enthalten. Die Erklärung der Glaubenskongregation erlaubt lediglich Bischöfen, anderen Autoritäten oder Leitern theologischer Institute und Universiäten, über entsprechende Maßnahmen zu entscheiden, beispielsweise den Gebrauch der beanstandeten Bücher einzuschränken.
Noch unter Joseph Ratzinger hatte die Glaubenskongregation im Jahr 2001 eine theologische Überprüfung der Schriften des Jesuiten Jon Sobrino begonnen, weil diese „Ungenauigkeiten und Irrtümer“ enthielten. 2004 übersandte die Vatikan-Behörde durch den Generaloberen der Jesuiten, Peter-Hans Kolvenbach, eine Liste bemängelter Aussagen an den Autor, auf die Sobrino 2005 mit Änderungen antwortete. Diese beträfen aber nicht die Substanz der strittigen Thesen, befand die Kongregation 2005. Die heute veröffentlichte Erklärung trägt die Unterschrift von Präfekt William Levada und das Datum vom 26. November 2006. Papst Benedikt XVI. habe das Schreiben am 13. Oktober approbiert.
(rv 14.03.2007 bp)







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