China bleibe streng
bei seinem sozialistischen Weg. Das hat Ministerpräsident Wen Jiabao vor dem Volkskongress
in Peking erneut betont. Das bedeutet: Die kommunistische Partei will ihre Macht nicht
abgeben. Dennoch debattiert das chinesische Parlament in der diesjährigen Vollversammlung
eine Modernisierung des Landes und in vielen Bereichen eine Angleichung an internationale
Standards. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan Pater Bernardo Cervellera, Chef des
Pressedienstes Asianews und China-Fachmann. „Was China vorantreibt, sein Gesicht
etwas zu verändern, ist vor allem der Wunsch, von der internationalen Gemeinschaft
als ein modernes Land akzeptiert zu werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass China
im nächsten Jahr die Olympischen Spiele ausrichtet.“ Schon sieben Mal im Nationalkongress
beraten: das Gesetz zum Privatbesitz. Es soll dieses Jahr verabschiedet werden und
eine 15-jährige Debatte abschließen. Privateigentum ist faktisch in den 80er-Jahren
eingeführt worden und soll jetzt durch ein formelles Gesetz vor dem Staats- und Kollektiveigentum
geschützt werden. Enteignungen zu staatlichen Zwecken darf es aber wohl weiterhin
geben. Cervellera hofft auf eine Entscheidung: „Das hofft auch die politische
Führung. Die Verfassung wurde vor drei Jahren geändert und verteidigt das Recht auf
Privatbesitz. Doch noch immer gibt es keine Gesetze, denn es gibt innerhalb der Führung
noch Differenzen zwischen denen, die noch mit einem stalinistischen System weiter
arbeiten wollen und denen, die die Gesellschaft zu modernisieren suchen.“ Keine
Veränderung gibt es dagegen in der strengen Ein-Kind-Politik Pekings gegen das rasante
Bevölkerungswachstum. Bislang können nur die Reichen ihr entkommen, doch die Strafen
sollen weiter erhöht werden. „Es gibt in China sehr viele sehr reiche Menschen,
mindestens 200 Millionen. Sie akzeptieren es, sehr hohe Steuern für ein zweites Kind
zu zahlen. Man darf nicht vergessen, dass die chinesische Tradition die kinderreiche
Familie favorisiert. Niemand liebt also die Ein-Kind-Politik, weder die Reichen noch
die Armen. Doch die Armen setzen ihr Kind entweder aus oder entscheiden sich für eine
Art selektive Tötung: Sie behalten die Jungen und treiben die Mädchen ab. Das ist
ein wirkliches Drama. Die chinesische Regierung weiß, wie sehr sie ihrer Bevölkerung
aber auch ihrer wirtschaftlichen Entwicklung schadet. Dennoch beharrt sie auf diese
Politik.“ (rv/agenturen 07.03.2007 bp)