D: Familienbund, bessere Betreuung, nicht nur mehr
Der Koalitionsausschuss
von Union und SPD ist gestern Nacht ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Die
Finanzierung der Kinderbetreuung und des Ausbaus der Kindertagesstätten soll in einer
eigenenen Konferenz geklärt werden. Die Familiendebatte in Deutschland geht also weiter. Die
Präsidentin des Familienbunds der Deutschen Katholiken, Elisabeth Bußmann, ist in
erster Linie zufrieden, dass Familienpolitik derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste
steht, „und wir mit einer jetzt auch sachlichen Diskussion einen Wettbewerb um
die zukünftige Familienpolitik erleben. Richtig ist, dass wir mehr Betreuungsangebote
brauchen, aber notwendig sind auch bessere Betreuungsangebote, vor allen Dingen mit
einem besseren Betreuungsschlüssel.“ Für Bußmann ist beides wichtig: das Wohl
des Kindes und die Wahlfreiheit der Eltern. Doch mehr Betreuung sei nicht automatisch
besser. „Gut wäre ein Erzieher-Kind-Verhältnis von eins zu vier. In vielen Kindergärten
haben wir zur Zeit ein Verhältnis von eins zu acht. Dann müssen auch die Erzieherinnen
mit ständiger Weiterbildung besser auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Außerdem
brauchen wir Qualitätsmanagementsysteme.“ Die Diskussion über den Arbeitsmarkt
und die Finanzierbarkeit von Familie dürfe nicht der Ausgangspunkt sein, weder für
Politiker noch für Ehepaare. Die Familie müsse im Zentrum der gesellschaftlichen Debatte
stehen. Auch die Kirche brauche da einen Blick für die Realität. „Wir haben
eine Vielfalt von Lebenssituationen, von Lebensformen. Der Staat kann nicht hingehen
und eine Lebenssituation in besonderer Weise fördern, sondern er muss alle Lebenssituationen
in den Blick nehmen. Dafür muss er auch die Rahmenbedingungen schaffen, so dass Familien
und Eltern selbst frei entscheiden können, wie sie ihr Familienleben organisieren.“ (rv
06.03.2007 bp)