Warschau hat einen
neuen Erzbischof. Papst Benedikt XVI. ernannte Kazimierz Nycz zum Nachfolger des zurückgetretenen
Stanislaw Wielgus. Nycz ist seit Juni 2004 Bischof von Koszalin-Kolobrzeg (Köslin-Kolberg)
und war zuvor Weihbischof in Krakau. Als Oberhirte in Polens Hauptstadt muss sich
der 57-Jährige nun der schmerzhaften Geschichte des polnischen Klerus stellen. War
sein Vorgänger doch am Tag der Amtseinführung wegen Spitzelvorwürfen zurückgetreten.
Nycz will nichts vertuschen: "Von Anfang an war ich überzeugt, dass man sich
der Vergangenheit stellen muss: meiner eigenen genauso wie der, der Priester oder
der ganzen Kirche. Dieser Vergangenheit müssen wir uns - trotz allem - nicht schämen.
Die Tatsache, dass im Zeitalter des kommunistischen Terrors, der Kontrollen durch
die Staatspolizei und der mannigfachen Zerstörung der Menschen Priester mit der Kollaboration
begonnen haben, oder sie hingenommen haben, ändert daran nichts. Dem Kampf zu widerstehen
erforderte Heldenmut. Diese Priester haben aus Schwäche oder Orientierungslosigkeit
heraus gehandelt." Der neue Warschauer Erzbischof gilt als pastoraler Mann,
der weiß, auf die Notwendigkeiten einzugehen. Von übereilten Entscheidungen hält er
auch in Sachen Geheimdienstvorwürfen nichts: "Die Aufdeckung durch Medienberichte
war keine Lösung des Problems und wird es auch in Zukunft nicht sein. Für mich heißt
Aufdeckung schlicht die Reinigung der Kirche entsprechend der Erklärung der Bischofskonferenz.
Oder auch eine gute Beichte, in der alles Unrecht wieder gut gemacht wird; entsprechend
dem Maß, in dem es geschehen ist - wenn es denn geschehen ist. Man darf nicht überstürzt
handeln. Man muss die Grundaufgabe der Kirche fortführen: das Evangelium verkünden,
die Menschen durch die Sakramente heiligen und Liebe üben. Sonst nichts…" Nycz
sei einer der vielen Priester, die dem Druck des Staatssicherheitsdienstes nicht nachgegeben
hätten. Das schreibt Tadeusz Isakowicz-Zaleski in seinem jetzt erschienenen Buch "Priester
angesichts der Geheimpolizei".
Nycz wurde am 1. Februar 1950 in Stara Wies
in der Erzdiözese Krakau geboren, 1973 wurde er in Krakau zum Priester geweiht. Seine
theologische Dissertation behandelt ein Thema aus dem Bereich der Katechetik. 1988
wurde er zum Weihbischof für Krakau ernannt. Damals wählte er als Motto: "Ex hominibus,
pro hominibus" (Aus den Menschen, für die Menschen). Kardinal Franciszek Macharski
weihte ihn am 4. Juni 1988 in der Wawel-Kathedrale zum Bischof. Am 9. Juni 2004 ernannte
Johannes Paul II. Nycz zum Diözesanbischof von Koszalin-Kolobrzeg. In der Polnischen
Bischofskonferenz ist Nycz seit November 1999 Vorsitzender der Erziehungskommission;
seit Dezember 2004 gehört er dem Ständigen Rat der Polnischen Bischofskonferenz an.