Israel: Das einzig Wahre - Ist noch ein Jesus-Grab gefunden worden?
Vielleicht hätte er
sich besser weiterhin um die "Titanic" gekümmert, statt sich aufs biblische Fach zu
verlegen: Ein neuer, deutlich auf Kommerz angelegter Film des Oscar-Preisträgers James
Cameron ruft bei Bibelwissenschaftlern auf Stirnrunzeln und Achselzucken hervor. In
dem Streifen, der am Karfreitag auch in einem deutschen Privatsender laufen soll,
behauptet der Amerikaner, in einem Vorort von Jerusalem sei das Familiengrab Jesu
entdeckt worden. Darin seien neben Jesus - "Sakrileg"-Autor Dan Brown läßt grüßen
- auch Maria Magdalena und sogar ein gemeinsamer Sohn der beiden bestattet worden.
Cameron präsentierte am Montag in New York zwei (leere) Knochenkästen. "Wir haben
bisher keine materiellen Beweise von der Existenz Jesu Christi. Was der Film und die
Untersuchungen, die der Film zeigt, ans Licht bringen können, ist zum ersten Mal ein
greifbarer physischer, archäologischer und in einigen Bereichen auch forensischer
Beweis, der wissenschaftlich untersucht werden kann." In die gleiche Kerbe schlägt
Professor James Tabor - immerhin ein biblischer Name - von der Universität von North
Carolina. Er verweist auf die Inschriften der Behälter. "Wenn Sie sich diese Namen
genauer anschauen - Jesus, Sohn von Joseph, zweimal Maria: Das sind Namen, die wir
aufgrund historischer Texte dieser bestimmten Familie zuordnen können. Das ist also
nicht irgendein Jesus, sondern dieser Jesus, Sohn des Joseph." Anders sieht
das der israelische Archäologe Amos Kloner - immerhin der renommierte Altertumsforscher,
der vor einem Vierteljahrhundert die entsprechende Grabstelle als erster entdeckt
hat. "Ic h akzeptiere nicht, dass die Familie von Maria und Joseph, die Eltern
von Jesus, ein Familiengrab in Jerusalem hatten. Das war eine arme Familie, die in
einfachen Verhältnissen in Nazareth gelebt hat! Deshalb kann ich es nicht akzeptieren
- nicht historisch und auch nicht archäologisch. Es ist eine schöne Geschichte, aber
es gibt keine Beweise." Warum sollten Jesu Jünger seine Auferstehung verkünden,
wenn er in einem Familiengrab bestattet worden wäre? Man muß wohl "Titanic"-Forscher
sein, um diesen Widerspruch nicht zu sehen. Der Wuppertaler Professor für Biblische
Archäologie, Dieter Vieweger, bezweifelt denn auch rundweg die Echtheit der Inschriften.
Besonders misstrauisch mache ihn, dass alle in der Höhle gefundenen Grabinschriften
zur biblischen Geschichte passten, so der Experte. "So viele Treffer auf einmal, das
wirkt konstruiert." Gegen die Grabstätte Jesu an besagter Stelle sprechen nach seiner
Auffassung auch geographische Gesichtspunkte sowie die altchristliche Tradition. "Wenn
etwas historisch ist in Jerusalem, dann ist es die Position der Grabeskirche", so
Vieweger gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur. Und deren Jerusalem-Korrespondent
Ulrich Sahm flüchtete sich in einem Gespräch mit dem Kölner Domradio denn auch in
die Ironie: "Es gibt ja schon zwei Gräber von Jesus, und jetzt ist das dritte hinzugekommen...
Das eigentliche, ursprüngliche, wohl wahre Grab liegt heute innerhalb der Grabeskirche
in Jerusalem mitten in der Altstadt, gleich neben Golgotha!"