2007-02-26 12:43:31

D: Gebärmaschine und kastrierter Kater


Der Bischof von Augsburg, Walter Mixa, versucht, mehr Sachlichkeit in die heftige familienpolitische Debatte in Deutschland zu bringen. Mixa hatte Pläne der Familienministerin Ursula von der Leyen zu mehr Krippenplätzen scharf angegriffen. In der ARD-Talkshow "Sabine Christiansen" meinte der Bischof, seine Äußerung, Frauen würden zu Gebärmaschinen degradiert, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. "Ich wollte mit diesem Wort ganz eindeutig eintreten für die Frau. Mir ist sehr wohl bewußt, dass es beruftstätige Frauen gibt und geben muss. Mir ging es nur darum, auch zu sagen: Es kann ja nicht nur sein wegen der Demographie, dass wir sagen, wir sind in Deutschland ein sehr kinderarmes Land, und die Frauen sollen die Kinder zur Welt bringen, aber sie sollen dann möglichst schnell auch wieder berufstätig sein... Ich bin der festen Überzeugung: Das muß der Frau persönlich viel stärker überlassen werden."
Mixa betonte, er sei nicht gegen Kinderkrippen, ihm gehe es auch nicht um ein bestimmtes Weltbild, sondern um das Wohl des Kindes. Der nordrhein-westfälische Familienminister Armin Laschet (CDU) hat derweil die Schärfe und Polemik der Diskussion kritisiert. Deutschland sei bei den Krippenplätzen Schlusslicht in Europa und müsse dringend mehr tun, um Eltern Wahlfreiheit zu gewähren. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bedauerte heute im Deutschlandfunk die Polemik der Debatte auf beiden Seiten. Er begrüßte die Krippenoffensive der Bundesregierung; allerdings teile er mit Mixa die Einschätzung, dass zu viel staatlicher Einfluss auf die Kindererziehung schädlich sein könne.
Das "Forum Deutscher Katholiken" hat sich hinter Mixas Kritik an der Familienministerin gestellt. In einer Erklärung von heute weist es "alle Versuche der Politiker, die den Bischöfen wie in Zeiten Bismarcks einen Maulkorb verpassen wollen", zurück. Der Verband kritisiert auch eine Äußerung des SPD-Vorsitzenden Kurt Beck, der in einem Witz zu Lasten Mixas von einem "streunenden kastrierten Kater" gesprochen hatte. Das sei eine Diffamierung "im Stil des Stürmers und Völkischen Beobachters". Beck beteuerte hingegen, er habe Mixa gar nicht gemeint. Der Politiker stellte heute eine SPD-Initiative vor, die Kindern ab 2010 ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf Ganztags-Betreuung geben soll.
Von der Leyen will die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder bis drei Jahre in der kommenden Legislaturperiode auf 750.000 verdreifachen. Das würde einer Betreuungsquote von rund 40 Prozent entsprechen. Die Kosten dafür bezifferte sie auf drei Milliarden Euro jährlich, die auf Bund, Länder und Kommunen verteilt werden sollen.

Der Ausbau von Krippenplätzen ist nach Ansicht des Bundesverbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder dringend geboten. Eltern müsse die Wahlfreiheit gegeben werden, wie ihre Kinder unter drei Jahren betreut werden, sagte der Geschäftsführer des Caritas-Fachverbands, Frank Jansen, heute in Freiburg. Dabei gehe es aber nicht nur um die Betreuung, sondern auch um die Möglichkeit für Kinder, an dem Bildungsangebot der Krippen teilzunehmen. Das sei vor allem für sozial benachteiligte Kinder wichtig, damit deren Chancengleichheit gewahrt werde.
(kna, agenturen, ard 26.02.07 sk)








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