Libanon: Kirche, "Bitte Beten und Anteilnahme zeigen!"
Papst Benedikt hat
sich heute fassungslos zu den jüngsten Sprengstoff-Attentaten im Libanon geäußert.
In einem Telegramm an den maronitischen Kardinal Nasrallah Sfeir forderte Benedikt
XVI. die Libanesen auf, die nationale Einheit des Landes zu bewahren und das Gemeinwohl
zu fördern. Bei den gestrigen Anschlägen wurden 3 Menschen getötet und mehr als 30
verletzt. Heute gedenken Tausende von Libanesen dem früheren sunnitischen Ministerpräsidenten
Rafik Hariri, der vor zwei Jahren bei einem Attentat ums Leben gekommen war. Wir
haben am Mittag den evangelischen Pfarrer in Beirut, Uwe Weltzien vor Ort erreichen
können. Gott sei Dank herrsche "derzeit Ruhe“, so Weltzien:
"Seit gestern
Abend haben wir hier eine Menge an Autocorsos fahren, die ganze Nacht durch, die im
Prinzip den Tag des Gedenkens an dem Mord Hariris vorbereitet haben. Heute sind sehr
sehr viele Menschen am Märtyrerplatz – dort wo Hariri begraben ist. Es ist im Moment
sehr ruhig – es gibt keine Ausschreitungen, obwohl die Opposition, die ja ihre Feldstadt
direkt gegenüber von dem Parlamentsgebäude aufgeschlagen hat, sich nicht zurückgezogen
hat. Aber es gab keine Konfrontationen zwischen beiden Gruppierungen – bis jetzt.“
Es
handelt sich derzeit nicht um einen religiösen Konflikt, warnt Weltzien, sondern einen
politischen Konflikt, der sich quer durch die religiösen Gemeinschaften ziehe. Da
sei die Förderung des interreligiösen und des politischen Dialogs gefragt. Die evangelische
Gemeinde blickt auf eine jahrelange Dialogarbeit zurück - die Arbeit trägt Früchte:
Derzeit ist der Dialog nicht geschwächt, sondern hat sogar noch an Bedeutung gewonnen,
erklärt Weltzien:
"So wurde ich zum Beispiel nach dem Generalstreik,
als es zu Toten und mehreren hundert Verletzten kam, von der schiitischen Gemeinschaft
eingeladen, eine Rede über 'Gewaltfreiheit und die Notwendigkeit des Verzichtes auf
Gewalt' zu halten. Das hat vor über tausend Menschen stattgefunden. Und wir werden
jetzt am Freitag bei uns in der Gemeinde ein Friedensgebet halten und werden dort
Freunde aus den anderen christlichen Gemeinschaften einladen – das ist auf sehr positive
Resonanz gestoßen.“
Papst Benedikt hat in dem Kondulenzschreiben seine
Anteilnahme und seine tiefe Verbundenheit mit den Angehörigen der Opfer ausgedrückt.
Diese Zeichen der Anteilnahme sind fundamental, so Weltzien:
"Es ist
sehr sehr wichtig, dass auch die religiösen Füher der verschiedenen Kirchen und der
römisch-katholischen Kirche, der Papst hier in aktiven Dialog tritt. Sehr wichtig
ist einfach die Anteilnahme, also auch das Interesse des europäischen Auslandes an
dem was hier passiert. Sehr wichtig ist einfach die Anteilnahme und das
Interesse der Weltgesellschaft an dem, was hier passiert. Ich möchte natürlich dazu
betonen, dass Gebete und überhaupt das Gebet für die gesamte Region von entscheidender
Bedeutung ist.“ (rv 14.02.2007 sis)