Papst Benedikt XVI.
hat eindringlich davor gewarnt, die Einrichtung der Familie zu schwächen. Wer das
tue, der schade der Gesellschaft insgesamt, meinte der Papst heute vor den Teilnehmern
eines Kongresses zum Naturrecht. Benedikt wörtlich: "Kein Gesetzgeber kann die Norm
des Schöpfers antasten, ohne dass Gesetze, die gegen das Naturrecht verstoßen, nicht
die Zukunft der Gesellschaft ins Zwielicht setzen." Privatinteressen dürften nicht
zu Rechten erklärt werden. Die Worte des Papstes werden von italienischen Medien
direkt in Bezug zu DICO gesetzt. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich ein Gesetzesprojekt
der Mitte-Links-Regierung von Romano Prodi, das Paaren, die ohne Trauschein zusammenleben,
gewisse Rechte und Pflichten verbrieft. "Das ist eine Taufe", so sagt es die zuständige
Ministerin ausgerechnet mit einem kirchlichen Terminus, "denn heute haben wir im Kabinett
einen Gesetzentwurf für die stabil Zusammenlebenden bejaht. DICO bedeutet: Rechte
und Pflichten der Zusammenlebenden - das ist also eine echte Taufe." Nein, eher ein
Umtaufen, finden die italienischen Bischöfe, denn das Kind, das jetzt DICO heißt,
nannte sich bisher PACS. Und dahinter verbirgt sich ein und derselbe Sachverhalt:
eine Aufwertung von Beziehungen ohne Trauschein, die - so die Befürchtung der Kirche
- die traditionelle Ehe abwerten wird. "Wenn man genau hinschaut, dann bekommen die
de-facto-Paare, darunter auch die homosexuellen, einen Platz im öffentlichen Recht,
nicht im Privatrecht", sagt Marco Politi, der Vatikanbeobachter der Zeitung "Repubblica".
"Das war bisher nicht so. Und dieses Prinzip ist jetzt akzeptiert worden." Da
sollten sich die Bischöfe mit aller Macht dagegenstemmen, fordert der frühere Staatspräsident
Francesco Cossiga in einem Offenen Brief an den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz,
Kardinal Camillo Ruini. In dem Brief, der heute veröffentlicht wurde, heißt es wörtlich:
"Die Bischöfe sollten sich in dieser Frage nicht länger hinter dem mutigen Papst verstecken."
Einer, der sich nicht versteckt, ist Bischof Edoardo Menichelli aus Ancona, der
übrigens heute beim Papst in Audienz war: "Ich sehe eine Wunde, wenn ich auf die Ehe
sehe. Eine Öffnung hin zu Projekten, die nicht unserer christlichen Denkweise entsprechen,
aber auch nicht dem Naturrecht und noch nicht einmal unserer Verfassung." Italiens
Innenminister Giuliano Amato hingegen lässt über die Zeitungen von heute ausrichten,
er sehe mit Bitterkeit eine Kirche, "die sich aus lauter Angst in einer Wagenburg
verrammelt". "Es ist doch gerecht, dass Paare, die eine emotionale oder eine Liebesbeziehung
unterhalten, auch ihre Rechte bekommen - warum denn nicht? Wenn ich eine homosexuelle
Beziehung hätte und im Krankenhaus liege - warum soll mein Partner mich nicht besuchen
dürfen, um mir moralisch beizustehen?" "Kardinal Ruini repräsentiert doch gar nicht
die Katholiken", sagt Vatikan-Journalist Politi und spricht damit aus, was viele im
linken Lager wünschen. "Er repräsentiert nur die Bischofskonferenz. Nach allem, was
wir wissen, sind die italienischen Katholiken mehrheitlich für das PACS." Aber selbst,
wenn das stimmen sollte - dass das Gesetz durchkommt, ist nicht gesagt, zu knapp sind
die Mehrheiten vor allem im Senat. "Wir haben bisher schon manche Schwierigkeiten
überwunden", sagt der Abgeordnete Dario Franceschini von der christdemokratisch-liberalen
"Margherita"-Partei. "Vielleicht werden wir im Parlament noch einige Änderungen am
Gesetz vornehmen müssen... Es wird im Senat wohl ein numerisches Problem geben, aber
das ist ja nicht nur beim DICO so, das wird es leider die ganze Legislaturperiode
hindurch geben." Kardinal Ruini hat heute eine Erklärung der italienischen Bischöfe
zum Thema DICO angekündigt. (rv 12.02.07 sk)