Nach dem Rückgang
des Hochwassers in weiten Teilen der indonesischen Hauptstadt haben dort die Aufräumarbeiten
begonnen. Um Straßen und Gebäude von Schlamm und Müll zu befreien, sind hunderte Soldaten
im Einsatz. Tankwagen der Feuerwehr versprühten Desinfektionsmittel, um den Ausbruch
von Seuchen zu verhindern. Auch wenn viele Einwohner Jakartas inzwischen in ihre Häuser
zurückkehren konnten, müssen noch immer zehntausende Menschen in Notunterkünften ausharren. Der
Steyler-Pater Franz Schaaf lebt seit 1968 in Indonesien. Die Überschwemmungen hat
er am eigenen Leib erfahren. Mario Galgano hat ihn telefonisch erreicht und ihn gefragt,
was er von der Überschwemmung erlebt hat.
"Sie müssen sich das vorstellen,
dass also weite Straßenzüge, also nicht nur Nebenstraßen, sondern auch große Hauptstraßen,
Durchgangsstraßen völlig überflutet sind. Bis etwa einen Meter hoch oder an manchen
Stellen auch höher. Wenn man durch Unterführungen geht, dann sind das bis zu zwei
Meter und mehr. Die Überschwemmung hinterlässt natürlich einen unheimlichen Gestank
und Dreck. Die Trinkwasserversorgung ist am Ende."
Wie gehen die Menschen damit
um, mit dieser Katastrophe ?
"Sie fügen sich mehr oder weniger in ihr Schicksal.
Das heißt, es ist für sie sehr schwer, weil vielen, gerade von den ärmeren Leuten,
schwimmt alles weg. Es ist alles verdreckt und feucht und nass. Und vieles von den
Dingen, Ausrüstungen oder Betten, Möbel, die kann man nicht mehr gebrauchen hinterher.
Sie nehmen das einfach mal so hin. Es geht ja schon seit Jahren so, dass diese Überschwemmungen
immer wieder stattfinden und jedes Jahr hofft man darauf, dass die Regierung etwas
unternimmt, um diesem Missstand abzuhelfen. Man weiß es schon, aber es wird im Grunde
genommen gar nichts gemacht. Vorher wird nichts gemacht, um diesen Missstand abzuhelfen
und das Wasser nicht in diesen Mengen die ganze Stadt überfluten lässt."
Welche
Rolle spielt denn der Glaube?
"Der Glaube, das ist für die Leute immer noch
ein Halt, auf den sie zurückgreifen, in solchen Situationen. Weil sie sagen, wir müssen
uns irgendwo festhalten. Und sie glauben daran, dass Gott ihnen helfen wird, aus dieser
Misere."
Was macht die Kirche, die christlichen Kirchen in Jakarta?
"Die
machen sehr viel. Die Gemeinden, die sammeln. Sie sammeln sowohl Lebensmittel, sie
sammeln auch Geld, sie sammeln auch Kleider. Auch die deutsche Gemeinde hat Kleider
gesammelt, Geld gesammelt und schickt das dann an bestimmte Stellen, wo etwa Ordenshäuser
sind, oder wo Klöster sind. Und die verteilen das dann. Oder auch an Schulen. Je nach
dem, welche Beziehungen da bestehen oder vorher schon bestanden."
Wie sieht
die Zukunft aus? Was kann man dazu sagen?
"Da kann man nicht sehr viel sagen,
also wenn sie nicht anders reagieren. Vielleicht ist das jetzt wieder mal so ein Schubs,
um die verantwortlichen Leute aufwachen zu lassen und aus dieser Situation heraus
etwas zu verbessern zu versuchen. Man hat ja gehört, dass im Jahre 2002 war eine etwas
schlimmere Überschwemmung und da wurde sehr viel Geld gesammelt, aber dieses Geld
wurde natürlich anderweitig verwand. Man hofft aber, dass nun doch die Leute endlich
mal aufwachen und zur Rechenschaft gezogen werden, und da etwas gemacht wird." (rv
11.02.07 mg)