Mehr als achteinhalb Millionen Wähler sind heute zu einer Volksabstimmung zum Thema
Abtreibung aufgerufen. Die Initiatoren des Referendums wollen eine Liberalisierung
des Abtreibungsrechts, das im Moment eines der strengsten in ganz Europa ist. Bis
zum frühen Nachmittag lag die Wahlbeteiligung offenbar ziemlich niedrig. Kardinal
José Policarpo, der Erzbischof von Lissabon, gab heute morgen als einer der Ersten
seine Stimme ab und rief seine Landsleute zu einem "Nein" auf. Die so genannte Liberalisierung
der Abtreibung meine nichts anderes als das Recht, an das menschliche Leben zu rühren,
warnte der Kardinal. Die letzten Umfragen gehen von einer Mehrheit für ein liberaleres
Abtreibungsrecht aus; allerdings scheint es fraglich, ob das notwendige Quorum an
Wählern erreicht wird. Schon 1998 war ein Referendum zum gleichen Thema in Portugal
gescheitert, weil 68 Prozent der Wahlberechtigten nicht zu den Urnen gegangen waren.
Bisher gilt Abtreibung in Portugal als Straftat, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis
geahndet werden kann. Als Ausnahmen gibt das Gesetz Abtreibungen nach Vergewaltigung,
wegen Lebensgefahr für die Mutter oder wegen Verstümmelung des Fötus an. (agenturen
11.02.07 sk)