Nach einem monatelangen blutigen Machtkampf haben sich die Palästinenserorganisationen
Fatah und Hamas auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung geeinigt. Nach zweitägigen
Verhandlungen im saudiarabischen Mekka unterzeichneten Palästinenser-Präsident Mahmud
Abbas von der Fatah und Hamas-Chef Chaled Maschaal ein entsprechendes Abkommen. In
dem Papier sichert die radikalislamische Hamas zu, bisherige Friedensvereinbarungen
mit Israel zu "respektieren". Eine Anerkennung und das Existenzrecht Israels werden
in dem Abkommen nicht erwähnt. - Abbas beauftragte Hamas-Ministerpräsident Ismail
Hanija mit der Bildung einer neuen Regierung. Die wichtigen Bereiche, wie Außen- und
Innenpolitik sowie das Finanzressort sollen von unabhängigen Experten geführt werden. "Ein
gutes und nützliches Abkommen für das palästinensische Volk“ lautet das Resümee von
Pater Ibrahim Faltas aus Jerusalem, ehemaliger Rektor der Geburtskirche in Bethlehem.
Es sei eine "optimale Entscheidung", die Schlüsselressorts unabhängigen Politikern
zu überlassen. Die Menschen seien überzeugt, dass das Abkommen von Mekka wieder Ruhe
ins Heilige Land bringen könne und damit auch die Pilger. Der Generalsekretär der
lateinischen Bischofskonferenz in den Arabischen Gebieten, Pater Pierre Grech, erhofft
sich Stabilität für die palästinensische Bevölkerung und die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen.
Der Ort der Gespräche von Fatah und Hamas könne vielleicht die Einhaltung des Abkommens
garantieren, so Grech, sei Mekka doch die Heilige Stadt des Islam. Israel hat indes
zurückhaltend auf das Abkommen reagiert. Ein Sprecher des Außenministerium erklärte,
man erwarte von der neuen Regierung, dass sie Israel anerkenne, der Gewalt abschwöre
und alle bisher geschlossenen Friedensabkommen einhalte. Nach der palästinensischen
Einigung auf eine Regierung der nationalen Einheit berät das Nahost-Quartett heute
über sein weiteres Vorgehen. Die Europäische Union, die Vereinten Nationen, die USA
und Russland planten eine Telefonkonferenz, um ihre Reaktion abzustimmen, sagte ein
Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Bundesregierung begrüßte die Einigung
der Gruppen und bezeichnete sie als ersten Schritt in die richtige Richtung. Die getroffene
Vereinbarung werde sorgfältig geprüft, sagte der Regierungssprecher. Er bekräftigte
die Forderungen der internationalen Gemeinschaft, dass die neue Palästinenser-Regierung
das Existenzrecht Israels anerkennen, auf Gewalt verzichten und bisherige Nahost-Vereinbarungen
mittragen müsse. Die radikale Hamas-Bewegung hat jedoch bereits klargestellt, dass
sie auch nach der Vereinbarung von Mekka Israel niemals anerkennen werde. Die Vereinbarung
mit der Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas ändere nichts an dieser
Position der Hamas, sagte Nisar Rajjan, ein ranghoher Hamas-Funktionär im Gazastreifen.
"Es gibt nichts, was sich Israel nennt, weder in der Realität noch in der Vorstellung",
sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Wegen der Weigerung der Hamas, Israel
anzuerkennen, hatte der Westen einen Finanzboykott gegen die seit einem Jahr von der
radikalen Organisation geführte Palästinenser-Regierung verhängt. (misna/reuters/varie
09.02.07 bp)