Ungeachtet der Proteste
von Muslimen setzt Israel seine umstrittenen Bauarbeiten am Fuße des Tempelbergs in
Jerusalem fort. Nach dem Freitagsgebet kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen muslimischen
Gläubigen und der israelischen Polizei. Hunderte Demonstranten bewarfen die Beamten
mit Steinen und Flaschen, Rauchbomben einige Dutzend Kundgebungsteilnehmer verbarrikadierten
sich in der Al-Aksa-Moschee. Mehr als ein Dutzend Menschen seien bei den Auseinandersetzungen
verletzt worden. Nach dem Freitagsgebet beruhigte sich die Lage wieder. Das berichtete
am Nachmittag unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich. Birgit Pottler hat mit ihr gesprochen: "Inzwischen
ist es wieder ganz ruhig. Die Demonstranten mussten ja gehen, die Polizei hat einige
Leute festgenommen und unter Vermittlung ist es dann doch gelungen, dass die meisten
friedlich wieder abgezogen sind. Es ist auch so, dass jetzt der Platz vor der Klagemauer
wieder offen ist für betende Juden. Für die ist das ja jetzt auch wichtig, jetzt beginnen
ja die Sabbatfeierlichkeiten, und da beginnt es jetzt auch sich wieder zu füllen." Warum
reagieren die Moslems denn nun gar so empfindlich auf diese Bauarbeiten der Israelis? "Für
Moslems is das ganze nicht der Tempelberg, sondern der Platz der Moschee, und sie
fürchten nun, dass der Bau dieser Rampe und die Ausgrabungen, die davor stattfinden
nur ein Vorwand sei, um die jüdische Präsenz rund um die heiligen Stätten der Moslems
in Jerusalem noch weiter auszubauen. Es gebe jetzt schon zwei Synagogen in unmittelbarer
Nähe vom Felsendom, und es wird Israel unterstellt, dass da noch eine weitere gebaut
werden solle und dass das Ganze im Grunde nur ein Vorwand sei, die Moslems aus der
Altstadt weiter raus zu drängen." Was sagen Vertreter anderer Religionen, was
sagen Vertreter der christlichen Kirchen? "Die Kirchen werden zumindest morgen
eine Delegation von Vertretern, unter anderem der lateinische Patriarch Michel Sabbah
dabei sein, zu Solidaritätsbekundungen mit den muslimischen Protestierern zum Tempelberg
oder Platz der Moschee schicken, je nachdem wie man es nennen will. Sie bekunden also
Solidarität mit den protestierenden Muslimen. Es wird wohl bei den Kirchen so gesehen:
Warum muss diese Maßnahme gerade jetzt sein, in so einer fragilen Situation? Es gibt
die neue palästinensische Regierung, da keimt Hoffnung auf, dass nun weitere Schritte
zum Frieden gegangen werden können. Warum beginnt man gerade jetzt mit einer Maßnahme,
von der jeder wusste, wie die Palästinenser darauf reagieren würden?" Welche
Auswirkungen könnte diese Geschichte haben? Es klingt ja nach sehr religiös aufgeheizter
Politik. "Schlimmste Szenarien, die gezeichnet werden, ist das Ausbrechen einer
weiteren Intifada, es gibt ja muslimische Stimmen, die davor gewarnt haben, dass so
etwas passieren könnte, wenn die israelische Regierung nicht zurückzieht. Das ist
das Schlimmste, was passieren kann. Mit Sicherheit ist es so, dass der Graben zwischen
Israelis und Palästinensern, wenn das überhaupt noch geht, noch tiefer geschlagen
wird." (rv 09.02.07 bp)