2007-02-09 16:47:06

Israel: Bericht vom Tempelberg


RealAudioMP3 Ungeachtet der Proteste von Muslimen setzt Israel seine umstrittenen Bauarbeiten am Fuße des Tempelbergs in Jerusalem fort. Nach dem Freitagsgebet kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen muslimischen Gläubigen und der israelischen Polizei. Hunderte Demonstranten bewarfen die Beamten mit Steinen und Flaschen, Rauchbomben einige Dutzend Kundgebungsteilnehmer verbarrikadierten sich in der Al-Aksa-Moschee. Mehr als ein Dutzend Menschen seien bei den Auseinandersetzungen verletzt worden.
Nach dem Freitagsgebet beruhigte sich die Lage wieder. Das berichtete am Nachmittag unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich. Birgit Pottler hat mit ihr gesprochen:
"Inzwischen ist es wieder ganz ruhig. Die Demonstranten mussten ja gehen, die Polizei hat einige Leute festgenommen und unter Vermittlung ist es dann doch gelungen, dass die meisten friedlich wieder abgezogen sind. Es ist auch so, dass jetzt der Platz vor der Klagemauer wieder offen ist für betende Juden. Für die ist das ja jetzt auch wichtig, jetzt beginnen ja die Sabbatfeierlichkeiten, und da beginnt es jetzt auch sich wieder zu füllen."
Warum reagieren die Moslems denn nun gar so empfindlich auf diese Bauarbeiten der Israelis?
"Für Moslems is das ganze nicht der Tempelberg, sondern der Platz der Moschee, und sie fürchten nun, dass der Bau dieser Rampe und die Ausgrabungen, die davor stattfinden nur ein Vorwand sei, um die jüdische Präsenz rund um die heiligen Stätten der Moslems in Jerusalem noch weiter auszubauen. Es gebe jetzt schon zwei Synagogen in unmittelbarer Nähe vom Felsendom, und es wird Israel unterstellt, dass da noch eine weitere gebaut werden solle und dass das Ganze im Grunde nur ein Vorwand sei, die Moslems aus der Altstadt weiter raus zu drängen."
Was sagen Vertreter anderer Religionen, was sagen Vertreter der christlichen Kirchen?
"Die Kirchen werden zumindest morgen eine Delegation von Vertretern, unter anderem der lateinische Patriarch Michel Sabbah dabei sein, zu Solidaritätsbekundungen mit den muslimischen Protestierern zum Tempelberg oder Platz der Moschee schicken, je nachdem wie man es nennen will. Sie bekunden also Solidarität mit den protestierenden Muslimen. Es wird wohl bei den Kirchen so gesehen: Warum muss diese Maßnahme gerade jetzt sein, in so einer fragilen Situation? Es gibt die neue palästinensische Regierung, da keimt Hoffnung auf, dass nun weitere Schritte zum Frieden gegangen werden können. Warum beginnt man gerade jetzt mit einer Maßnahme, von der jeder wusste, wie die Palästinenser darauf reagieren würden?"
Welche Auswirkungen könnte diese Geschichte haben? Es klingt ja nach sehr religiös aufgeheizter Politik.
"Schlimmste Szenarien, die gezeichnet werden, ist das Ausbrechen einer weiteren Intifada, es gibt ja muslimische Stimmen, die davor gewarnt haben, dass so etwas passieren könnte, wenn die israelische Regierung nicht zurückzieht. Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Mit Sicherheit ist es so, dass der Graben zwischen Israelis und Palästinensern, wenn das überhaupt noch geht, noch tiefer geschlagen wird."
(rv 09.02.07 bp)







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