Die Bundeswehr verstärkt ihr Engagement in Afghanistan. Das deutsche Kabinett billigte
gestern die Entsendung von "Tornado"-Aufklärungsjets und 500 weiteren Soldaten in
das Land am Hindukusch. Der Bundestag soll Anfang März darüber entscheiden. Der Vorsitzende
der Hilfsorganisation Grünhelme, Rupert Neudeck, kritisiert den geplanten Einsatz
deutscher Tornados in Afghanistan scharf. Im Kölner Domradio meinte er wörtlich: "Ich
halte sie für gründlich falsch, weil wir alle seit Monaten wissen, dass das Entscheidende
in Afghanistan jetzt nicht mehr die Erhöhung der Zahl der Soldaten oder Militärgeräte
oder Tornados oder Aufklärung ist. Das Entscheidende ist die Wiedergewinnung der Bevölkerung.
Und die bekommt man nur durch größere Investitionen im ländlichen Bereich, durch Aufbau
von Verarbeitungsindustrien im Landwirtschaftsbereich - das alles ist in den letzten
zwei Jahren versäumt worden, und deshalb hat man die Bevölkerung verloren. Die gewinnt
man nicht durch Aufklärung über dem Land." Verteidigungsminister Franz Josef Jung
(CDU) warb gestern für den Einsatz. Aus Sicht von FDP und Grüne sind aber noch Fragen
offen. Die Linke lehnt den Einsatz strikt ab. Die "Tornados" sollen in Mazar-i-Sharif
im afghanischen Norden stationiert werden. Das Mandat läuft wie das ISAF-Mandat bis
zum 13. Oktober 2007. Der neue Einsatz kostet 35 Millionen Euro. Die "Tornados" sollen
laut Jung Mitte April vor Ort einsatzfähig sein. Derzeit sind 2900 Bundeswehr-Soldaten
in Afghanistan stationiert.