Papst Benedikt XVI. ist besorgt über die Gewalt in der italienischen Gesellschaft.
Im ersten Teil der Generalaudienz traf Benedikt am Morgen im Petersdom auf die Pilger
und Bischöfe der Lombardei. Sie sollten das Evangelium in allen Bereichen verkünden,
"vor allem, wo die negativen Charakterzüge einer Kultur zu Tage treten, die auf
Konsum und Vergnügen aus ist, einer säkularen und individualistischen Kultur, in der
man alte und neue Formen von Armut verzeichnen muss, in der es besorgniserregende
Signalen von Unzufriedenheit bei den Jugendlichen gibt, Gewalt und Kriminalität". Der
Papst erwähnte die Geschehnisse rund um das Fußballspiel von Catania und die aktuelle
Gewalt-Diskussion in Italien nicht ausdrücklich. Dass er bei Angelus am Sonntag dazu
geschwiegen hatte, wird in den italienischen Medien bis heute diskutiert. Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone wies diese Kritik gestern Abend im Staatsradio RAI3 zurück. Die Vatikanzeitung
"Osservatore Romano" hätte die Tötung des Polizisten in einem Artikel auf der ersten
Seite scharf verurteilt, Bertone "als enger Mitarbeiter des Papstes" habe am Tag nach
den Vorfällen ein Interview bei Radio Vatikan gegeben. Benedikt ging in der Generalaudienz
indirekt auf die gesellschaftliche Diskussion in Italien ein. Hier geht es nicht mehr
nur um die Sicherheit der Fußballstadien, sondern um Fragen der Erziehung, der Schulbildung
und der Weitergabe von Werten. In der Audienzhalle wandte sich der Papst an die Pilger
italienischer Sprache, sprach von einem "besorgniserregenden Erziehungsnotstand". "Liebe
Jugendlichen, ihr seid überall Zeugen der Gewaltlosigkeit und des Friedens. Mit diesem
großherzigen Auftrag tragt ihr bei zu einer besseren Zukunft für alle." (rv
07.02.07 bp)