Türkei: Bischof sieht Verbindungen zwischen Santoro und Dink
Heute vor einem Jahr wurde der italienische Priester Andrea Santoro in der Schwarzmeerstadt
Trabzon von einem damals 16-jährigen Jungen erschossen. Bis heute sind die Hintergründe
für den Mord nicht völlig aufgeklärt – der Apostolische Vikar von Anatolien, Bischof
Luigi Padovese, sieht Verbindungen zum Mord am Journalisten Hrant Dink:
„Ich
denke, die Frau von Hrant Dink hatte recht, als sie gesagt hat: Wenn man beim Mord
von Santoro etwas genauer hingeschaut hätte, wäre der Mord an meinem Mann nicht geschehen.
Der Prozess fand hinter verschlossenen Türen statt. Daher gibt es nicht die Transparenz,
die wir uns erwartet haben. Ich will den Richtern keinen Vorwurf machen, aber ich
verlange Aufklärung, und die ist bis heute nicht geschehen.“
Bischof Padovese
glaubt, dass die große Mehrheit der Türken nicht hinter nationalistischen Extremisten
steht:
„Das ist sehr deutlich geworden bei der Beerdigung von Hrant Dink,
die wirklich ein Triumph war, mehr eine Apotheose als eine Beerdigung. Die Öffentlichkeit
ist davon überzeugt, dass die Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt werden müssen
– nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis. Nicht das ganze Land steht
in einem schlechten Licht da, sondern eher die fanatischen Nationalisten, die den
Islam für Ziele missbrauchen, die effektiv nicht religiöser Natur sind.“
Kardinal
Camillo Ruini, der Generalvikar für das Bistum Rom, hat heute ein Gottesdienst zum
Jahrgedächtnis gefeiert. Wie bekannt wurde, waren die Eltern des Täters bei dem Gedenkgottesdienst
anwesend, sie sollen den Eltern Santoros ihr Beildeid ausgedrückt haben. Der heute
17jährige Täter ist zu über 18 Jahren Haft verurteilt worden. (rv/apic 05.02.07
mc)