Bischof Franz Kamphaus
ist zurückgetreten. Am Tag seines 75. Geburtstages hat der Papst erwartungsgemäß
das Rücktrittsgesuch des Limburger Oberhirten angenommen. Das teilte Nuntius Erwin
Josef Ender heute in einem Festgottesdienst im Limburger Dom mit. "Evangelizare pauperibus"
- "Den Armen das Evangelium verkünden" war Kamphaus' Wahlspruch. Der Einsatz für die
Armen, für Flüchtlinge und Behinderte gehörte in den fast 25 Bischofsjahren zu seinen
wichtigsten Anliegen. Für Schlagzeilen sorgte nicht zuletzt sein Umzug in eine Zwei-Zimmer-Wohnung
im Priesterseminar; das Bischofspalais überließ er einer Flüchtlingsfamilie aus Eritrea.
Bundesweit bekannt wurde Kamphaus auch durch seine unerschrockene und geradlinige
Haltung in Sachen Schwangerenkonfliktberatung der katholischen Kirche und dem Verbleib
im staatlichen System. Für ihn eine Frage des Gewissens. Im Gespräch mit Radio Vatikan
sagte Kamphaus: "Ich bin der Meinung, dass das Gewissen eine Instanz im Menschen
ist. Wir müssen uns ja vor dem Gewissen verantworten. Mit dieser Formulierung kommt
schon zum Ausdruck, dass das Gewissen eine Instanz ist, vor der man bestehen muss.
Ich war und bin der Meinung, dass ich durch den Verbleib in der Konfliktberatung mehr
Menschen das Leben rette, als wenn wir aussteigen sollten. Der Papst hat das anders
verfügt, ich muss sein Gewissen respektieren, er hatte diese Entscheidung nicht unbegründet
getroffen....Darüber jetzt nachträglich weiter zu reden, lehne ich ab." Seit
September 1999 (bis Herbst 2006) leitete Kamphaus die Kommission "Weltkirche“ der
Deutschen Bischofskonferenz und gehört deren Wissenschaftlicher Arbeitsgruppe an.
Davor war er mehrere Jahre Vorsitzender der Kommission für das Bischöfliche Hilfswerk
Misereor. Von 1986 bis 1991war er Jugendbischof, zuvor Vorsitzender der Kommission
Justitia et Pax. "Dein Wirken wird Spuren hinterlassen", so der Nuntius im Gottesdienst
heute Morgen. "Wir hoffen, deine weisende und mahnende Stimme auch künftig noch zu
hören", sagte Ender und bestätigte damit, dass Kamphaus so manchen Stein ins Rollen
gebracht habe. Einen "Rebell" will er sich deswegen aber nicht nennen lassen. "Rebell
- ich weiß nicht, ob die Menschen, die mit mir zusammen leben, mich so unbedingt als
Rebellen sehen. Aber Priester aus Leidenschaft - ich habe ein Buch geschrieben und
veröffentlicht vor 15 Jahren: Priester aus Passion. Passion ist ja Leidenschaft. Das
trifft die Sache jedenfalls von meiner Intention her. Ob ich dem in jeden Fall gerecht
geworden bin, das ist eine andere Frage. Das mag Gott beurteilen, aber die Intention
leidenschaftlich in der Kirche als Priester zu dienen, die hat mich mein Leben lang
umgetrieben. Ich hoffe, dass ich dem bis ans Lebensende treu bleiben kann." Kamphaus
will weiter Seelsorger bleiben - in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen. Radio
Vatikan widmet Bischof Kamphaus eine Sondersendung. Hören Sie am Sonntag Abend das
Gespräch in voller Länge mit Aldo Parmeggiani. (rv 02.02.07 ap/bp)