Kommentar von Prof. Wuermeling zum britischen Antidiskriminierungsgesetz
Der Erlanger Ethiker Hans-Bernhard Wuermeling kommentiert den britischen Beschluss,
ein Antidiskrimnierungsgesetz einzuführen. Den Text wurde uns von Professor Wuermeling
zur Verfügung gestellt.
Blindwütige Antidiskriminierung, jetzt englisch
Auch
in England wird jetzt ein Gesetz gegen Diskriminierung beschlossen werden - und auch
in England werden damit geradezu buchstäblich Kinder mit dem Bade ausgeschüttet, nämlich
solche, die von katholischen Agenturen in Adoption vermittelt werden sollen. Das neue
Gesetz wird es nämlich verbieten, gleichgeschlechtliche Paare als Bewerber um ein
Adoptivkind auszuschließen (Diskriminierung wegen geschlechtlicher Orientierung).
Die katholischen Agenturen müssen dann schließen, weil sich eine Vermittlung eines
Kindes an ein homosexuelles Paar nach katholischer Lehre verbieten würde - ganz abgesehen
davon, daß Kinder auch aus nicht religiöser Begründung ein Recht darauf haben dürften,
nicht homosexuellen Paaren anvertraut zu werden. Kardinal Cormac Murphy-O’Connor,
der katholische Primas von England und Wales, hat sich deswegen an Premierminister
Blair und seine Regierung gewandt, mit Hilfe einer Ausnahmeregelung die Schließung
der katholischen Adoptionsvermittlungsagenturen zu vermeiden. Die Regierung hat das
abgelehnt und nur einer Übergangsregelung bis 2008 zugestimmt. Der Kardinal hält
es für eine unvernünftige, unnötige und ungerechte Diskriminierung der Katholiken,
die ihre - im übrigen bewährte und erfolgreiche - Adoptionsvermittlung deswegen einstellen
müßten, weil sie sich katholischer Lehre entsprechend weigern, Kinder an gleichgeschlechtliche
Paare zur Adoption zu vermitteln. Weit darüber hinausgedacht könnten solche Antidiskriminierungsgesetze
jede caritative Tätigkeit der Kirche (und letztlich aller nichtstaatlichen Stellen)
unmöglich zu machen. Ähnlich wie vor 200 Jahren in der Säkularisation scheinen die
Staaten blindwütig der Sozial- und Kulturarbeit der Kirche ein Ende zu bereiten -
und das voraussichtlich ohne einen adäquaten Ersatz. Das gilt nicht nur für England,
sondern auch für das ganze deutschsprachige Europa - darum ist Wachsamkeit gefragt
und Widerstand geboten. (pm 31.01.07 mg)