Erstmals muss sich
nun auch ein US-Offizier im Abu-Ghraib-Misshandlungsskandal vor einem Militärgericht
verantworten. Das berichtet eine amerikanische Zeitung unter Berufung auf den Rechtsanwalt
des Angeklagten. Der ehemalige Leiter des Verhörzentrums von Abu-Ghraib muss sich
aufgrund der Gefangenenmisshandlungen in dem Gefängnis bei Bagdad verantworten. Ihm
wird vorgeworfen, seine Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Das Gefängnis
in Irak hat aber nicht nur bei den Insasen schreckliche Spuren hinterlassen. Der ehemalige
katholische US-Soldat Joshua Casteel, der in Abu-Ghraib gedient hat, erzählt unseren
englischen Kollegen, was er dort erlebt hat.
„Sie haben dort mit dem Einsatz
der Spezialeinheiten die Insassen regelmäßig befragt. Es gab auch oft Folterungen.
Beispielsweise wurden die Gefangenen nackt in eiskaltem Wasser gestellt und dann in
einem Raum mit Klimaanlage, die auf extrem hohe Temperaturen gestellt wurde. Ihre
Hände wurden mit Hämmern geschlagen. Auch Baseballschläger wurden benützt. Ich war
jahrelang ein Dienstverweigerer, und nun wusste ich auch wieso. Ich musste etwas gegen
den Zustand tun. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen. Aber nun ist die Zeit gekommen,
eine radikale Änderung in meinem Leben zu machen und eine neue Lehre zu befolgen.“
Die
katholische Kirche und vor allem die US-Bischöfe hatten die schrecklichen Taten im
Gefängnis scharf verurteilt. Erst vor wenigen Tagen haben die amerikanischen Bischöfe
ihre Kritik an der Irak-Politik von Präsident George W. Bush wieder bekräftigt und
konkrete Pläne für einen baldigen Rückzug der US-Truppen aus dem nahöstlichen Land
gefordert. (rv 31.01.07 mg)