Äthiopien: Afrikanische Union wird von "Musterstaat" geführt
Die Afrikanische Union wird in Zukunft von Ghana geführt werden – das haben die Staats-
und Regierungschefs einstimmig auf dem derzeit tagenden Afrikagipfel in der Hauptstadt
Äthiopiens, Addis Abbeba, beschlossen. Damit wurde dem Sudan zum zweiten Mal in Folge
der Vorsitz des Staatenbundes verwehrt, da ein Ende des Darfur-Konfliktes immer noch
nicht in Sicht ist. Warum gerade Ghana? Das erklärt uns die Missionsschwester
des "Netzwerks Afrika" in Berlin, Schwester Margret Tovar:
„Ghana ist, ich
möchte das jetzt mal ein bisschen vereinfacht ausdrücken, ein Musterstaat in Afrika
geworden. Wir erinnern uns noch, dass letzte Woche unser Bundespräsident Köhler in
Ghana war, um dort die fünfzigjährige Unabhängigkeit des Landes zu feiern. Dort auf
diesem Kongress hat er betont, dass Ghana heute ein ganz stabiler demokratischer Staat
in Westafrika ist. Dass es dort eine pluralistische demokratische Gesellschaft gibt,
die versucht, wirklich transparent ihre Konflikte zu lösen.“
Die Absage
an den sudanesischen Präsidenten sieht Schwester Tovar als eindeutiges Zeichen. Die
Staaten machten deutlich, dass sie das Nein des sudanesischen Präsidenten zur Entsendung
der Friedenstruppen nicht akzeptieren wollen. Jetzt müsse sich auch Europa in der
Verantwortung sehen, so Schwester Tovar:
„Wir Europäer können da nicht mehr
zuschauen oder den nur schwach ausgerüsteten Friedenstruppen der Afrikanischen Union
die Sache überlassen. Sondern wir müssen jetzt eine ganz starke UNO-Truppe zum Einsatz
bringen. Ich möchte noch auf etwas anderes verweisen: Afrika liegt für uns oft so
weit weg. Aus Darfur und den Nachbarländern kommen immer wieder Flüchtlingsströme
an unsere EU-Küsten. Und wenn wir auf die Kanaren schauen, wo immer wieder neue Flüchtlingsboote
ankommen, dann hat diese große Migrationswelle auch etwas mit diesem regionalen Konflikt
zu tun, der sich über mehrere Länder Westafrikas ausbreitet.“ (rv 30.01.2007
sis)