Die Gebetswoche für
die Einheit der Christen hat dieses Jahr in Jerusalem wieder Hunderte von Mitgliedern
der verschiedensten Kirchen zusammengebracht. Im Heiligen Land wurde die ökumenische
Woche später gefeiert als bei uns und ging erst am Sonntag zu Ende. Die einflussreiche
griechisch-orthodoxe Kirche war dieses Jahr mit einem eigenen Programmpunkt vertreten:
einer Vesper in der Grabeskirche. Bei dieser Gebetszeit wurde deutlich, wie schwierig
die Ökumene im Heiligen Land nach wie vor ist: Vertretern der anderen Kirchen war
das Mitbeten während der Feier offiziell untersagt. Nach Einschätzung des Verantwortlichen
für die Katholiken an den Heiligen Stätten, Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa,
sind es jedoch kaum Glaubensunterschiede, die den Dialog zwischen den Kirchen im Heiligen
Land so schwierig machen, sondern kulturelle Besonderheiten: „Trotz alledem
gibt es aber einen Dialog, nur ist es eben nicht ein Dialog über Glaubensprinzipien
sondern das, was ich einen „Mietshaus-Dialog“ nenne. Wir leben miteinander unter einem
Dach, deshalb geht es bei uns um konkrete Fragen. Was manchmal viel schwerer ist.
Denn über das „filioque“ oder über den Monophysismus kann man unterschiedlicher Ansicht
sein, aber es berührt dein Leben nicht wirklich. Der Streit über die elektrischen
Anlagen hingegen schon. Gleichzeitig müssen wir uns anstrengen, eine Lösung zu finden,
denn sonst hat keiner von uns Licht. Das scheint banal zu sein, ist es aber gar nicht.
Denn diese banalen Fragen, die unser kulturellen Unterschiede und Einstellungen zum
Vorschein bringen, zwingen uns, miteinander klarzukommen und gemeinsame Lösungen zu
finden.“ (rv 30.01.2007 gf)