Die nationalistische
nordirische Partei Sinn Fein hat sich zu einer historischen Entscheidung durchgerungen:
Die Vertreterin der katholischen Bevölkerung, die manche für einen verlängerten Arm
der Terrorgruppe IRA halten, erkennt zum ersten Mal die Legitimität der Polizei in
der britischen Provinz Nordirland an. Das Mehrheitsvotum war Höhepunkt eines Sonderparteitags
in Dublin. Beobachter sehen in dem Schritt eine wichtige Bedingung für die Wiedereinsetzung
einer nordirischen Regional-Regierung. Großbritanniens Premierminister Tony Blair
sprach heute mit Blick auf Nordirland von einer "historischen Entscheidung" der Sinn
Fein. Robin Wilson ist ein Polit-Beobachter in der nordirischen Metropole Belfast.
Er warnt heute im Gespräch mit uns vor übertriebenen Erwartungen an den nordirischen
Friedensprozeß: "Das ist ganz offenbar eines der Themen, das Tony Blair noch lösen
will, bevor er sein Amt an Gordon Brown weitergibt. Man muß aber sagen: Sinn Fein
hat eine sehr starre Struktur, ähnlich wie eine kommunistische Partei aus Osteuropa.
Parteichef Gerry Adams hätte das gestrige Treffen gar nicht erst einberufen, wenn
er nicht eines Sieges, und zwar einer breiten Mehrheit, schon vorab sicher gewesen
wäre. Die Loyalität zu Adams ist bei Sinn Fein ungefähr so groß wie die zum pro-britischen
Parteichef auf der gegnerischen Seite, dem Pastor Ian Paisley. Der ist schon seit
dreieinhalb Jahrzehnten die Seele der Partei. Beide Parteien sind nach europäischem
Standard eigentlich sehr undemokratisch. Sollte es also wirklich dazu kommen, dass
sie sich in die Macht teilen, dann wird das sehr schwierig für beide Seiten." (rv
29.01.07 sk)