Die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) wird nach Einschätzung des Braunschweiger Bischofs Friedrich
Weber nicht am Plan festhalten, die Zahl der Landeskirchen auf die Hälfte zu verringern.
Diese Vorstellung sei vom Tisch, sagte er heute in Wolfenbüttel. Die Debatten beim
Zukunftskongress in Wittenberg hätten gezeigt, dass Fragen der Qualität entscheidender
seien als solche der Quantität. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber,
sieht Deutschlands evangelische Kirche durch den Zukunftskongress in ihrem Reformkurs
bestärkt. Einen Weg zurück gebe es nicht mehr, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang
Huber am Wochenende in der Lutherstadt. Kirchliche Kernaufgaben wie die Gestaltung
der Gottesdienste stünden im Mittelpunkt der geplanten Reformen. Die Entscheidung
über konkrete Projekte liege nun bei den Leitungsgremien der Landeskirchen und der
EKD. Mehr als 300 Vertreter aller 23 Landeskirchen hatten seit Donnerstagabend
in Wittenberg über die kirchlichen Reformperspektiven bis 2030 diskutiert. Grundlage
war das vor einem halben Jahr vorgelegte EKD-Papier "Kirche der Freiheit". Die Empfehlungen
einer Expertenkommission hatten in der Kirche eine zum Teil heftige Diskussion ausgelöst.
Mit der Reformdebatte reagiert die EKD auf langfristige Entwicklungen wie weiteren
Mitgliederschwund, sinkende Finanzkraft und Bevölkerungsrückgang. Von Wittenberg
gehe das Signal aus, dass die Konzentration auf die kirchlichen Kernaufgaben kein
leeres Wort sei, sagte Huber. Trotz aller Kontroversen sei auf dem Kongress klar geworden,
dass die evangelische Kirche in einen Zukunftsprozess hineingeraten sei. "Wir sind
kritisch miteinander umgegangen, und das ist gut so", sagte der Berliner Bischof.
Die Kirche dürfe nicht zu harmlos ihre Probleme diskutieren. Nun gehe es darum, Reform-
und Pilotprojekte in Gang zu bringen und gelungene Beispiele bekannt zu machen. Huber
schlug vor, den Diskussionsprozess fortzusetzen, möglicherweise mit einer Zukunftswerkstatt
in Barmen. Als drei vorrangige Handlungsfelder nannte Huber die Qualität der Gottesdienstgestaltung,
das Zusammenwirken von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern sowie das Verhältnis
von herkömmlichen und neuen Gemeindeformen. Der Reformprozess orientiere sich an der
kirchlichen Aufgabe, den Glauben zu wecken und zu stärken. Die demographische und
die finanzielle Entwicklung stünden nicht im Mittelpunkt, sondern seien nur Rahmenbedingungen
der Veränderungen. Huber sprach sich ferner für ein gemeinsames Profil des Pfarrberufs
innerhalb der EKD aus. So könne der Wechsel von Pfarrern zwischen Landeskirchen vereinfacht
werden. (kna/ekd.de 27.01.07 sk)
Unser Audio-Angebot: Auszüge aus dem Schlußwort
von Bischof Huber. Quelle: EKD.