Im Streit um das Ende
des deutschen Steinkohle-Bergbaus ist offenbar ein Durchbruch erzielt worden. Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück sagte gstern Abend nach einer Sitzung des so genannten Kohle-Gipfels
in Berlin, seine Partei könnte sich auf eine Regelung "einlassen", die subventionierte
Steinkohle-Förderung 2018 auslaufen zu lassen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident
Jürgen Rüttgers sieht trotz der Einigung noch viele ungelöste Fragen. Gestern Abend
sei nur festgestellt worden, dass es "die Möglichkeit zu einer einvernehmlichen Lösung"
gebe, sagte Rüttgers heute im Deutschlandfunk. Zu den "komplizierten Fragen", die
noch gelöst werden müssten, gehöre zum Beispiel die Übernahme der Kosten im so genannten
Ewigkeitsbereich nach dem Ende des Bergbaus. Rüttgers sagte weiter, bisher flössen
jedes Jahr Millionen an Subventionen in den Steinkohle-Bergbau. "Das Geld ist nicht
mehr da", betonte er. Zudem werde es dringend gebraucht, um in neue Strukturen und
neue Arbeitsplätze zu investieren. Der Essener Weihbischof Franz Grave sagte dem
Kölner Domradio zum Kohle-Gipfel:
(Hören Sie das Audio-Stück des Domradios
in Köln). domradio: Wie haben Sie auf den Gipfelbeschluss reagiert? Weihbischof
Franz Grave: Zunächst einmal lasse ich mich nicht erschüttern. Ich bin nicht sicher,
ob alles in diesen Tagen von Politikern verkündete auch heute Abend beschlossen wird.
Ich habe sehr viele unterschiedliche Meinungen und Positionen gehört. Wir haben das
Ergebnis noch nicht unter dem Strich stehen. Warten wir das Ergebnis des Koalitionsausschusses
heute Abend ab. domradio: Welches Ergebnis wünschen Sie sich denn? Weihbischof
Franz Grave: Als Ruhrbistum sind wir nicht an den Verhandlungen beteiligt. Hier
sind die beteiligten Unternehmen und die Regierung in der Verantwortung. Und beide
haben beschlossen, ihre jetzige Entscheidung 2012 noch einmal abzuklopfen, dazu gibt
es eine Revisionsklausel. Und ich wünsche mir, dass dies auch getan wird. domradio:
Was bedeutet das mögliche Ende der Steinkohle-Ära für das Ruhrgebiet? Weihbischof
Franz Grave: Als Bischof richte ich den Blick natürlich in erster Linie auf die
Menschen. Und deshalb fordere ich: Der Ausstieg 2018, sollte er denn kommen, muss
sozialverträglich erfolgen. domradio: Was genau meinen Sie damit? Weihbischof
Franz Grave: Es dürfen keine betriebsbedingten Kündigen ausgesprochen werden.
Es müssen Überleitungen in das private und berufliche Leben ermöglicht werden. Die
Bergleute dürfen nach 2018 nicht absaufen! domradio: Wie gehen die Menschen
ihrer Gemeinde mit der Ausstiegsmeldung um? Weihbischof Franz Grave: Die
Diskussionen der vergangenen Wochen haben die Kumpel natürlich mit großer Unsicherheit
erfüllt. Sie mussten mit zusehen, dass die Verantwortlichen nicht in der Lage waren,
eine Entscheidung zu treffen. Es ging hin und her, es gab ein großes Durcheinander.
Hier zumindest sind wir jetzt einen Schritt weitergekommen. Die Politik hat doch gezeigt,
dass sie bereit und fähig ist, zu handeln - und das Wohl der Menschen im Blick hat.
(dr)