Kardinal Cormac Murphy-O'Connor,
der Erzbischof von Westminster und Primas von England und Wales, hat die britische
Regierung dazu aufgefordert, mit den katholischen Adoptionsagenturen fair umzugehen.
In Großbritannien soll kommenden April ein Gesetz in Kraft treten, das jegliche Diskriminierung
in der Bereitstellung von Gütern, Einrichtungen und Diensten aufgrund sexueller Orientierung
untersagt. Das bedeutet, dass auch homosexuelle Paare das Recht hätten, Kinder zu
adoptieren. Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, der vor kurzem in dieser Sache auch an
Premierminister Tony Blair geschrieben hat, meinte im Gespräch mit uns:
„Ganz
klar verurteilt die katholische Kirche jede Diskriminierung von Homosexuellen. Immer
wieder hat die Kirche festgehalten, dass Homosexuelle akzeptiert und mit Respekt und
Sensibilität behandelt werden müssen. Und doch: In der Frage der Adoption sind sich
die Bischöfe einig, dass es gegen die katholische Lehre verstoßen würde, wenn unsere
kirchlichen Adoptionsagenturen homosexuelle Paare als mögliche Eltern akzeptieren
müssten.“
Als möglichen Kompromiss hat der Kardinal vor wenigen Tagen angeregt,
dass katholische Agenturen zwar gleichgeschlechtliche Paare zurückweisen könnten,
aber die Pflicht hätten, sie an Agenturen weiterzuleiten, die diese akzeptierten.
In Großbritannien arbeiten die kirchlichen Adoptionsagenturen eng mit den öffentlichen
Sozialdiensten zusammen.
„Unsere Adoptionsagenturen sind hervorragend. Und
sie haben mit Kindern zu tun, die nun einmal die verwundbarsten Mitglieder der Gesellschaft
sind. Ich denke auch, dass die Regierung und ihre Sozialdienste aus den Diensten der
kirchlichen Agenturen großen Nutzen ziehen. Sollten wir wirklich dazu gezwungen werden,
dieses Gesetz anzunehmen, wäre es für uns schwierig, weiterzumachen. Wir können in
dieser Sache nicht gegen unsere Überzeugungen handeln.“
Derweil
ist die neue Adoptionsregelung auch in der Regierung selbst noch heftig umstritten.
Premierminister Blair hat sich nach Agenturangaben mittlerweile auf die Seite der
Bischöfe gestellt; bei einem Votum im Kabinett wurde er aber von seinen Ministern
überstimmt. Schatzkanzler Gordon Brown, Blairs designierter Nachfolger, gibt sich
in der Frage unentschieden. Der Premier tritt mittlerweile offenbar für lange Übergangsfristen
ein, die der Kirche zunächst ein Weitermachen im Adoptionsbereich erlauben würden. (rv
26.01.07 gs)